Desinformation - Halbwahrheiten - Lügen

An dieser Stelle soll einmal der Versuch einer kritischen Wertung der Sekten-Äußerungen im Verlauf des "Falles G." unternommen werden.

 


Antisemitisch oder nicht?

Die übliche Taktik der Sekte ist, dass sie behauptet, die antisemitischen Ausfälligkeiten seien gar nicht antisemitisch.

Einige Äußerungen Herrn G.s gingen auch in diese Richtung: "Die Lehren der Universalen Kirche beziehen sich auf die Gesetze Gottes, den bezug des Menschen zu Gott und die Einheit der gesamten Schöpfung. Sie sind weder antisemitisch noch rassistisch. Auch ich persönlich distanziere mich von jedem Antisemitismus oder Rassismus."
(so in seiner Stellungnahme vom 3.10.98)

Natürlich kann man sich ganz allgemein von Antisemitismus distanzieren - genauso wie Clinton mit Frau Levinsky ja nichts hatte - es ist eben die Frage, was man unter Sex bzw. Antisemitismus versteht.

Deshalb ist es bemerkenswert, dass Herr G. sich dann doch anders äußerte:

In einem Gespräch mit der Dresdner Morgenpost gestand Herr G. ein: "Ja, die antisemitischen Äußerungen wurden in ein paar Briefen des Kirchenleiters Peter Leach-Lewis an uns Mitglieder geschrieben."
Dresdner Morgenpost, 3.10.1998

Und die SZ berichtet von der Pressekonferenz am 5.10.1998: "G. bestritt nicht, dass der Kirchenführer Peter W. Leach-Lewis sich in den Jahren 1995 und 1996 in internen Mitteilungen „extrem antisemitisch" geäußert habe und distanzierte sich von den Aussagen."
(Sächsische Zeitung, 6.10.1998)

In einer Stellungnahme der Sekte vom 29.1.1998 heißt es dagegen: "Ich bin mir sicher, dass Sie einem Irrtum dahingehend unterliegen, dass sich Herr G. angeblich von, wie Sie es formulieren, „antisemitischen Äußerungen von Peter W. Leach-Lewis" distanzierte, zumal wir davon ausgehen, dass Aussagen unseres Kirchenoberhauptes in der genauen Interpretation des Wortes nicht antisemitisch sind."

Werden die Aussagen nun als antisemitisch eingestanden oder nicht? Wurde Herr G. vom Sektenchef zurückgepfiffen und wieder auf Linie gebracht?

 


Distanzierung oder nicht?

Nach dem Bericht der SZ von der Pressekonferenz am 5.10.1998 schien sich Herr G. ja von den umstrittenen Äußerungen zu distanzieren: "G. bestritt nicht, dass der Kirchenführer Peter W. Leach-Lewis sich in den Jahren 1995 und 1996 in internen Mitteilungen „extrem antisemitisch" geäußert habe und distanzierte sich von den Aussagen."
(Sächsische Zeitung, 6.10.1998)

Nun heißt es dazu in der Stellungnahme der Sekte vom 29.1.1998: Ich bin mir sicher, dass Sie einem Irrtum dahingehend unterliegen, dass sich Herr G. angeblich von, wie Sie es formulieren, „antisemitischen Äußerungen von Peter W. Leach-Lewis" distanzierte, zumal wir davon ausgehen, dass Aussagen unseres Kirchenoberhauptes in der genauen Interpretation des Wortes nicht antisemitisch sind." und an anderer Stelle: "Nochmals zur Klarstellung: Bisher ist nicht bekannt, dass sich irgendein Mitglied von den Aussagen der Aufgestiegenen Meister distanziert. Warum auch?"

Ist damit die angebliche Distanzierung von Herrn G. von der Sekte widerrufen? Hat er sich nun von den antisemitischen Äußerungen distanziert oder haben sich nur alle anderen "getäuscht"?

 


Privatmeinung oder Lehrinhalt?

Entschuldigend meinte Herr G., dass die antisemitischen Äußerungen nur Privatmeinung des Sekten-Gründers und -Leiters sei und nicht zur offiziellen Lehre der Sekte gehöre:

"Es gab 1995 und 1996 private, schriftliche Äußerungen des Kirchenoberhauptes Peter W. Leach-Lewis, die an die Öffentlichkeit gelangt sind. Sie sind nicht Lehrinhalt der Kirche und auch davon distanziere ich mich".
Stellungnahme vom 3.10.1998

In der Stellungnahme der Sekte vom 29.1.1998 heißt es dagegen: "Auch die religionswissenschaftlichen Aussagen des Oberhauptes der Universalen Kirche, The Most Rev. Peter W. Leach-Lewis SF DCh, sind nach wie vor unbestrittener Lehrinhalt der Kirche. Dies hat auch Herr G. klargestellt! Die Definitionen in der Presse beruhen nicht auf Aussagen von Kirchenmitgliedern."

Auch hier muss man sich fragen: Wer hat denn nun Recht?

 


Konten der Sekte oder nicht?

Herr G. behauptete: "Die Universale Kirche hat keine Konten bei der Kreissparkasse Bautzen. Es gibt einzelne Privatgirokonten für Mitglieder der Kirche" (so in seiner Stellungnahme vom 3.10.1998)

In einem Schreiben von Rita M. Leach-Lewis, (Executive Vice-President and Treasurer The Universal Church)vom April 1996 heißt es: „Heute können wir Euch nun die neuen Bankverbindungen für den Europasitz bekannt geben: Schweiz: ..., Deutschland: Kreissparkasse Bautzen, Peter W. oder Rita M. Leach-Lewis, Bruderschaft der Menschheit, Europasitz, Konto-Nummer: 43020150, Bankleitzahl: 85055102, D-02605 Bautzen, Auch hier haben Monika und Doris den Verwaltungsjob ... Bitte vermerkt jeweils auf dem Überweisungsformular, dass Eure Einzahlungen für den Europasitz bestimmt sind. Ich gehe davon aus, dass Ihr alle bereits wisst, dass der Geliebte Peter (gemeint ist Peter W. Leach-Lewis/Anm. G.K.) bei diesen Banken auch noch ein USA-Konto hat. ... Einige von Euch haben auch für diese Konten bereits einen monatlichen Dauerauftrag. Damit Doris jedoch die Mietzinszahlungen immer rechtzeitig ausführen kann, ist es wichtig, dass das Geld jeweils am 25. des Monats auf unserem Europasitz-Konto (Auszeichnung im Original) zur Verfügung steht...."

Es mag stimmen, dass als Kontoinhaber eine Privatperson eingetragen ist (im oberen Fall eben der Sektenchef). De facto ist es aber doch ein Konto der Sekte und wird von den Mitgliedern auch so verstanden. Dieser Fakt muss Herrn G. als hochrangigem Mitglied bekannt gewesen sein, der hier anscheinend bewusst versucht hat, die Öffentlichkeit zu täuschen.

 


Fazit:
Desinformationen - Halbwahrheiten - Lügen

Ws bleibt eigentlich noch von Herrn G.s Aussagen übrig? Wurde er nicht vollkommen von der Sekte zurückgepfiffen? Kann er seine Aussagen zum antisemitischen Charakter der Äußerungen, seine Darstellung der Äußerungen als privat und seine Distanzierung davon noch aufrechterhalten?

Er hat sich meines Wissens dazu nicht mehr geäußert.


Anmerkung: Der in den Berichten erwähnte Herr Peter G. hat 2002 seinen Posten als Vorstandsvorsitzender aufgegeben und sich aus der Sparkasse zurückgezogen, um sich stärker in seine "Kirche" einzubringen. (Bericht in der Sächsischen Zeitung, Lokalteil Bautzen, 18.3.2002).