Wie ist die Gruppe einzuschätzen?

Beim Lesen dieser Seiten haben Sie vielleicht manche Dinge vermisst, die sonst oft gedanklich mit dem Sektenbegriff verbunden werden:

  • die vorrangige Ausrichtung auf Gelderwerb für den Leiter und die daraus folgende Ausbeutung der Mitglieder,
  • die alles überragende Stellung des Gründers bzw. derzeitigen Leiters, der sich als Mittler zwischen seinen Jüngern und Gott versteht und mitunter kultisch verehrt wird,
  • das weltweite (auch wirtschaftliche) Imperium der Sekte mit Tarn- und Unterorganisationen,
  • die Naherwartung des baldigen Weltuntergangs.

Diese Dinge sind bei der Holic-Gruppe (noch?) nicht vorhanden. Bei den Holic-Anhängern und auch bei den Führungsfiguren selbst ist doch eher ein genuin religiöses Anliegen festzustellen, das jedoch durch den Fanatismus, mit dem sie es vertreten, diskreditiert wird.

Allerdings wird man andere typische Sekten-Merkmale schnell entdecken:

  • totaler Bruch des neuen Anhängers mit dem bisherigen sozialen Umfeld
  • psychische Manipulation des neuen Anhängers, u.a. auch durch Angst- und Schuldgefühle, die eine psychische Veränderung und Abhängigkeit innerhalb kurzer Zeit bewirkt
  • emotionale und materielle Abhängigkeit der Mitglieder von der Gruppe
  • die überragende Bedeutung der Gruppe, Einschränkung der Individualität und Privatsphäre
  • übersteigertes Elitebewusstsein, Abkapselung der Gruppe nach außen ("Organisationsgrenzen sind Wahrheitsgrenzen")
  • dualistische Weltsicht (klare Einteilung in Gut und Böse) mit ausgeprägtem Feindbild
  • ausgesprochen negatives Weltbild
  • Versprechen eines sicheren Heilswegs, wenn man sich den Regeln der Gruppe unterwirft. Der einzige Weg zum persönlichen Heil besteht darin, das Lebensmodell der Gruppe vollkommen für sich zu übernehmen. Jede andere Lebensweise wird als grundsätzlich falsch abgelehnt.
  • sehr rigorose Moralforderungen und starke Betonung des Gehorsams
  • Prophezeiung schlimmer Folgen im Falle des "Abfalls"
  • Die Außenbeziehungen sind vom Gruppenegoismus geprägt. Sie dienen der Mitgliederrekrutierung. Ein selbstloses Engagement für andere (soziale Aktivitäten) ist nicht vorhanden.

Aufgrund dieser unübersehbaren Symptome ist die Holic-Gruppe mit Sicherheit in den Bereich der sogenannten Sekten und Psychokulte einzuordnen.

In manchen Punkten ihrer Kritik an Kirche und Welt wird ihnen sicher zuzustimmen sein; so z. B. in Bezug auf den kaum das Leben prägenden laschen Glauben mancher Christen, dem Stillschweigen der Gemeinden gegenüber schweren Verfehlungen, dem eher ritualhaften Vollzug des Gottesdienstes durch manche Christen, den Untaten im Lauf der Kirchengeschichte, dem selten vorhandenen Bestreben, Nichtglaubenden etwas vom eigenen Glauben mitzuteilen oder dem teilweisen Werteverfall in Teilen der Gesellschaft. Hier wirkt ihr Engagement und ihre Ernsthaftigkeit, den richtigen Weg zu finden, durchaus beispielhaft, und es finden sich recht positive Züge, wie z. B. das Bemühen um enge Gemeinschaft, die intensive Beschäftigung mit der Bibel, die Bereitschaft, anderen vom eigenen Glauben mitzuteilen und der äußerlich anspruchslose Lebensstil.

Jedoch spürt man deutlich bei der fanatischen Übertreibung dieser an sich guten Anliegen und bei anderen im Text bereits oben angesprochenen Punkten (kein soziales Engagement, Hochmut, Intoleranz, Verweigerung des näheren Kontaktes zu Nicht-Mitgliedern, übertriebene Sündenangst, eigenwillige Bibelauslegung, Zerstörung von Familien, Sexualfeindlichkeit, Zerstörung der Privatsphäre einschließlich des privaten Gebets, Verpflichtung aller Christen auf ihren Lebensstil ...), dass das hier entwickelte System schon ins andere Extrem schlägt. Es leistet einer Gesetzlichkeit Vorschub und hat den Boden der Botschaft Jesu weit hinter sich gelassen.

Bei genauer Betrachtung bemerkt man schließlich, dass auf die Holic-Sekte genau die Dinge zutreffen, die Jesus an den Pharisäern seiner Zeit so kritisierte:

  • Das strenge Halten an Regeln und Gesetze, um sich damit das Heil zu sichern.
  • Die daraus folgende hochmütige Haltung gegen Nicht-Pharisäer und Sünder, denen man ein Leben nach Gottes Willen absprach
  • das Bewusstsein, eine auserwählte Elite darzustellen
  • Das konsequente Meiden des Umgangs mit Nicht-Pharisäern und besonders die Ablehnung jedes Zusammenseins mit Sündern.

Vielleicht hat der Leser jetzt unter dieser Überschrift eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Lehre der Gruppe erwartet. Es würde sich aber dabei letztlich um einen Kleinkrieg über die richtige Auslegung dieser oder jener Bibelstelle, das Zitieren anderer Stellen usw. handeln, was schnell ausufert und den Rahmen dieser Broschüre sprengt. Letztlich stünden verschiedene Auslegungen derselben Bibelstelle einfach nebeneinander. Ich glaube, der aufmerksame und kritische Leser kann sich aus der Gesamtdarstellung ein eigenes Bild machen und erkennt selber, an welchen Stellen die Botschaft und die beispielhafte Lebenspraxis Jesu in der Holic-Gruppe pervertiert werden.

Schließlich gilt für alle, die meinen, eine besondere Botschaft im Namen Jesu zu verkünden, sein Beurteilungskriterium: "Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen." (Mt 7,15f)

Die Früchte aber sind inzwischen deutlich zu sehen und können von den betroffenen Eltern, Geschwistern, früheren Freunden und ehemaligen Mitgliedern immer wieder bestätigt werden: Durch ihr Auftreten bringen sie Leid in die durch sie zerstörten Familien, das neue Mitglied wird seines bisherigen sozialen Umfeldes beraubt und von der Gruppe psychisch, religiös und auch im rein praktischen Lebensvollzug abhängig. Ein Engagement der Gruppe zur Umgestaltung der Welt oder ein Einsatz für Arme und Entrechtete gibt es nicht. Das Leben wird rein auf religiöse Bezüge reduziert und ein angeblich bibelgemäßer, jedoch de facto von ihnen festgelegter Lebensstil für alle Menschen vorgeschrieben. Deshalb ist es mit Sicherheit nicht der Geist Gottes, der dort wirkt, sondern ein Geist, der Zwietracht und Spaltung sät.