Welche Probleme können bei ehemaligen Mitgliedern entstehen?

Ausgestiegene Mitglieder haben mitunter große Schwierigkeiten, sich wieder im Alltag zurechtzufinden. Sie beschreiben das als regelrechte Entzugserscheinungen: Sie vermissen die Gruppe, das tägliche Bibellesen, den gemeinsamen, an der Bibel ausgerichteten Lebensstil. Ein ehemaliges Mitglied beschrieb das so: "Ich sterbe, mir fehlt alles!" Die meisten Mitglieder hatten vor dem Gruppenbeitritt größere Probleme: Das Leben erschien ihnen leer, sie waren enttäuscht von der Welt und auf der oft schmerzlichen Suche nach einem Sinn. Im Hinterkopf steckt deshalb der ängstigende Gedanke: "Wenn ich jetzt rausgehe, fängt alles wieder von vorn an." Mitunter führt das bis zu Selbstmordgedanken. Dazu kommen Angst und Schamgefühle: Zweifel, sich vielleicht doch geirrt zu haben und damit jetzt von Gott abgefallen zu sein; Schuldgefühle, weil man andere mit in die Gruppe hineingezogen hat. Man schämt sich für sein früher arrogantes Verhalten gegenüber Eltern, Freunden und Andersgläubigen, mitunter für seine Naivität, mit der man sich fangen ließ; empfindet sich als schuldig gegenüber Gott, weil man diesen falschen Weg gegangen ist.

Von der Gruppe selbst wird massiv psychischer Druck ausgeübt (siehe dazu den Brief an "abgefallene" ehemalige Mitglieder). Die Trennung von der Sekte wird den Abtrünnigen als Abfall von Gott und als Versagen aus egoistischen und anderen verwerflichen Gründen vorgeworfen, und es werden ihnen die zu erwartenden negativen Folgen prophezeit. Dem Ausgestiegenen bereitet es einige Mühe, die Haltlosigkeit der mit Bibelstellen gespickten und im ersten Augenschein überzeugend vorgetragenen Argumentation zu durchschauen. Da die Gruppe gute christliche Gedanken mit selbst in die Bibel hineininterpretierten Lehren mischt, ist es sehr schwer, das Gespinst von Wahrheit und Lüge zu entwirren. Die Gruppe versucht, unbedingt persönlichen Kontakt mit dem "abgefallenen" Mitglied herzustellen. Auch wenn jemand nach einigen Besuchen in der Gruppe keinen Kontakt mehr wünscht, meinen sie, dass andere Personen wie Eltern oder Verwandte den Kontakt gegen den Willen des Betroffenen blockieren. Die Gruppe drängt auf ein persönliches Gespräch, damit es der Betroffene ihnen selber sage. Nicht einmal Briefe werden akzeptiert (sie könnten ja unter Druck diktiert worden sein). Es kam dabei auch schon zu einer Falschanzeige gegen die Eltern eines ehemaligen Mitglieds. Dieses wollte keinen Kontakt mehr mit der Gruppe, während die Holic-Anhänger meinten, es würde gewaltsam von seinen Eltern festgehalten.

Ehemalige Mitglieder beschreiben es als besonders schwierig, sich vom Gedankengut der Sekte und ihren Vorschriften für das alltägliche Leben zu lösen, da auch dort Gutes und Bewahrenswertes mit Verdrehtem und Überspanntem gemischt ist. Sie waren regelrecht erstaunt, wie frei sie leben dürfen (in die Oper oder das Theater gehen, Musik genießen, fröhlich spielen, ins Kaffee gehen...). In dieser Phase brauchen sie verständnisvolle Hilfe von Freunden und Verwandten, die Ihnen das Befreiende des christlichen Glaubens erschließen, sowie deren begleitendes Gebet. Hier könnte auch ein durchaus ehrliches Überdenken stehen, welche in der Sekte praktizierten Dinge bewahrenswert und vielleicht für den alten/neuen Freundeskreis nachahmenswert sind. Z. B. könnte sich ein Bibelkreis zusammenfinden, der aber nicht entsteht, um gewisse Bedürfnisse des ehemaligen Holic-Mitglieds abzufangen oder ihn resistent gegen einen Rückfall zu machen, sondern der allen Beteiligten ein echtes Anliegen wird.

Auch wenn sich jemand von der Gruppe gelöst hat, empfindet er noch positive Gefühle für seine dort verbliebenen Freunde. Auch wenn er seine Kritik anbringt, möchte er doch nicht, dass von Außenstehenden übermäßig schlecht über diese Gruppe geredet wird.