Spielarten des Satanismus

"Satanismus" ist eigentlich ein unzureichender Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Richtungen. Es gibt unterschiedliche Kriterien, nach denen sie eingeteilt werden. Und auch unter den Fachleuten ist nicht jede Einteilung unumstritten. 

Einteilung nach inhaltlichen Kriterien (Lehre, Satansbild)

klassischer Satanismus gnostischer Satanismus Sexualmagischer Satanismus Luziferianismus
Satan gilt als eine Art Gegen-Gott. In ihren Vorstellungen fußt diese Richtung sehr auf den Teufelsvorstellungen in der Bibel und der christlichen Theologie sowie dem Volks-(Aber-)Glauben. Satan wird als konkrete Person und Gegenspieler Gottes verstanden, der die Herrschaft über diese Welt ausübt und seinen Anhängern Macht und gesteigerten Lebensgenuss verheißt. Satan wird in dieser Richtung nicht als konkrete existierende Person verstanden. Der Name "Satan ist eine Chiffre für eine bestimmte Lebenshaltung bzw. die abstrakte Lebenskraft an sich, die sich schrankenlos auslebt und voller Kraft alle Mauern und Begrenzungen durchbricht. Ziel ist die Selbstvergottung des Menschen. Hier liegt der Schwerpunkte vor allem auf sexuellen Ritualen, die satanistisch gedeutet oder verbrämt werden. Die Sexualkraft gilt als stärkste und animalischste Kraft des Menschen.
Mitunter handelt es sich aber auch nur um das Ausleben perverser Neigungen, die sich satanistischer Symbole und Ritualistik bedienen, ohne einen inhaltlichen Bezug zur Gedankenwelt des Satanismus zu haben. 
Im Unterschied zu den anderen Richtungen gilt Satan hier als positive Lichtgestalt, der in der Art des Prometheus den Menschen das Licht des Wissens und der Freiheit bringt, welches ihnen ein eher negativ gesehener Schöpfergott vorenthalten wollte.

Einteilung nach äußeren Kriterien (Organisationsform)

Ordens-Satanismus Cliquen-Satanismus Einzelgänger
Hier handelt es sich um feste Gemeinschaften mit einer größeren Teilnehmerzahl und einer überregionalen Struktur (z. B. Church of Satan, OTO). Sie spricht eher Erwachsene an und hat ein mehr oder weniger ausgeprägtes Regelsystem, Rituale, Festkalender und Lehrgrundlagen. Nur in diesem Bereich könnte man von "Satans-Sekten" sprechen. Es sind meist kleine Gruppen von Jugendlichen, denen vor allem die Gruppe Gleichaltriger (peer-group), die Suche nach aufregenden Erlebnissen und die lustvolle Provokation der Erwachsenenwelt einschließlich der in ihr gelehrten Werte wichtig ist. Die in sich überschaubaren Gruppen sind vor Ort selbständig, regionale beschränkt und haben untereinander eher zufälligen Kontakt (z. B. trifft man sich auf einschlägigen Konzerten).
Der Schwerpunkt liegt auf dem praktischen Erleben in Ritualen, Beschwörungen, Mutproben sowie der Steigerung des Selbstwertgefühls durch die Aufmerksamkeitszuwendung der Umwelt. Demgegenüber ist das Interesse an theoretischen Schriften des Satanismus eher gering.
Sie leben ihre Form von Satanismus eher für sich selbst und sind nicht an das Eingebundensein in Gruppen oder Organisationen interessiert. Es geschieht eine viel intensivere Beschäftigung mit den theoretischen Hintergründen, die aufmerksam in der Literatur studiert werden.