Ist das eine Sekte?

Checkliste zur Beurteilung unbekannter Gruppen

  • Die Gruppe gibt vor, Orientierung, Sinn und Geborgenheit zu bieten.
  • Schon der erste Kontakt eröffnet eine völlig neue Weltsicht; das Weltbild der Gruppe ist verblüffend einfach und scheint jedes Problem zu klären.
  • Die Gruppe hat einen Meister - Führer - Vater - Guru - Messias - Prophet - Vordenker, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist, oft wie ein Gott verehrt wird, absoluten und bedenkenlosen Gehorsam verlangt und eine sehr autoritäre Führung praktiziert.
  • Alle außer der Gruppe haben versagt (einschl. Kirche, Gesellschaft, Staat, Schule, Wissenschaft); die Welt treibt auf eine Katastrophe zu, nur die Gruppe weiß, wie man sie bzw. sich noch retten kann.
  • Die Welt außerhalb der Gruppe wird in dunklen Farben gemalt: als Reich des Satans bzw. als dringend zu befreiendes Geschehen. Von dieser Welt (einschl. frühere Freunde und Verwandte) kapselt man sich weitgehend ab. Als besondere Feinde werden Kirchen und Psychologen, mitunter Eltern gesehen.
  • Die Gruppe sieht sich als Elite, die „wahre" Familie; die übrige Welt wird als „draußen" bezeichnet. Der einzelne Anhänger hat ein starkes Überlegenheits- und Auserwählungsgefühl.
  • Kritik und Ablehnung durch „Außenstehende" ist gerade der Beweis, dass die Gruppe recht hat. Der einzelne wird angehalten, sich nicht zu sehr bzw. überhaupt nicht mit Kritik oder Kritikern zu beschäftigen.
  • Es ist ein privater Heilsweg; es geht darum, wie ich mich entwickle, die wahre Freiheit erlange... Obwohl sich einige Gruppen „Kirche" nennen, gibt es bei ihnen so gut wie keine sozialen Aktivitäten. Der Dienst für die Mitmenschen bestehe in ihrer Missionierung.
  • Wissenschaft und rationales Denken werden als negativ / satanisch / unerleuchtet abgelehnt.
  • Die Gruppe kontrolliert sich untereinander.
  • Die Ziele der Gruppe stehen bei geschulten Mitgliedern an erster Stelle, vor den eigenen Verpflichtungen und Interessen, vor Familie, Schule, Beruf und der eigenen Gesundheit.
  • Sattelfeste Sektenwerber äußern sich oft vorsichtig, ungenau, irreführend oder unehrlich über die Glaubensinhalte, Ziele, Ansprüche und Aktivitäten, bis der Angeworbene „am Haken" ist. Sie strahlen allerdings eine große Überzeugung und Sicherheit aus und beeindrucken mitunter durch ihr Engagement und ihren betont einfachen Lebensstil.
  • Zweifelt man, stellt sich der versprochene Erfolg nicht ein oder wird man nicht „geheilt", so ist man selber schuld, weil man sich nicht genug einsetzt bzw. weil man nicht genug glaubt / betet / meditiert.
  • Viele Sekten haben einen starken Finanz- und Wirtschaftssektor mit entsprechendem Besitz an Fabriken, Diskotheken, Handelsketten. Die einfachen Mitglieder sind vielfach damit beschäftigt, Geld zu besorgen (durch Straßenverkäufe, hohe Spenden bzw. Gebühren für Kurse oder als billige Arbeitskraft in sekteneigenen Unternehmungen). Von den meisten Sektengründern ist dagegen bekannt, dass sie einen sehr exklusiven Lebensstil pflegen.
  • Aktive Sektenmitglieder können schnell Anzeichen von Stress, Angst, Schuldgefühlen und Gesprächsunfähigkeit aufweisen.

Diese Checkliste mit Bildern ist beim Sächsischen Staatsministerium für Kultus kostenlos als Broschüre oder als Download erhältlich.

Eine weitere Checkliste finden Sie beim Bayerischen Landesjugendamt sowie bei den österreichischen Weltanschauungsbeauftragten.

Zum Thema des Sektenbegriffs siehe auch die Abhandlung der EZW-Berlin.