Innerhalb der Gruppe gern verwendete Bibelstellen

Die Pastorin, welche den Bericht über Werbeaktivitäten in ihrer Jungen Gemeinde verfasst hat, versuchte auch einmal, die Bibelstellen aufzulisten, welche von der Gruppe gern verwendet werden. Der Bibeltext bzw. kurze Inhaltsangaben sind kursiv gedruckt, die wörtliche Rede stammt von der im o. g. Bericht erwähnten damaligen Holic-Anhängerin "Monika". Anmerkungen und Kritik zu den Bibelauslegungen der Gruppe sind besonders hervorgehoben.

Im Folgenden will ich versuchen, alle die Bibelstellen aufzuschreiben, die - nach Gesprächen mit Monika zu urteilen - für die Sekte wichtig sind:

  • l. Joh 1,5 ff. (Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.) mit folgender wörtl. 'Auslegung': "die Gemeinde in Dresden (gemeint ist die dortige Wohngruppe der Holic-Gruppe) ist für mich das Licht, die Kirchgemeinde in D. die Finsternis, denn das ist ja keine Gemeinschaft derer, die ihr Leben Jesus übergeben haben, da hat es auch keinen Zweck, Reich Gottes bauen zu wollen, da kommt sowieso nichts heraus."
    Die Gruppe verwechselt sich hier selbst mit Gott, der allein das Licht ist. Sie verkennt (in der Ausblendung anderer Bibelstellen), dass auch jede christliche Gemeinde als Gemeinschaft von unvollkommenen Menschen ihre Unvollkommenheiten hat. Für sich selbst proklamieren sie (zumindest indirekt) einen Vollkommenheitsanspruch.
  • Apg 2,37-47 (erste Bekehrungen durch Petrus, Leben der jungen Gemeinde) mit folgender Auslegung: "Das kann/muss man haargenauso leben. Das ist möglich. Wir tun das."
    Ein bestimmtes Gemeindemodell wird hier verabsolutiert - unter Ausblendung anderer, ebenfalls im NT erwähnter Formen von Gemeindeleben - und dann ohne Beachtung der unterschiedlichen historischen Situation auf die heutige Zeit übertragen.
  • Mt 9, 16+17 (9:16 Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.) "Wenn man etwas Neues beginnen will, kann man nicht versuchen wollen, das innerhalb des Alten (=Kirchgemeinde) zu tun."
    Die Stelle ist eine Reaktion Jesu auf den Vorwurf der Pharisäer, dass Jesu Jünger bestimmte religiöse Bräuche nicht befolgen. Jesus macht deutlich: mit ihm hat etwas Neues begonnen, was auch eine neue Spiritualität hervorbringt. Das heißt aber nicht, dass in Zukunft ständig bestehende Gemeinschaften zerstört werden müssten, um wieder etwas Neues zu beginnen.
    Die Gruppe benutzt diese Stelle, um die Abwerbung aus bestehenden christlichen Gemeinschaften zu rechtfertigen - sie beachtet nicht, dass man eine solche Auslegung auch gegen sie selbst wenden könnte: Für Aussteiger könnte auch die Holic-Gruppe zu den alten Schläuchen gehören.
  • das Hohepriesterliche Gebet Jesu in Joh. 17 "Die Gemeinden sollen geprägt sein von Harmonie und Einheit. Statt dessen gibt es über Streit in den Kirchgemeinden. Bei uns gibt es so etwas nicht, wir leben in wahrer Harmonie und wahrer Einheit."
    Es handelt sich dabei um eine Bitte bzw. eine Zielvorstellung. Auch die Realität von neutestamentlichen Gemeinden war nicht konfliktfrei, wie die Paulusbriefe zeigen.
    Die oberflächlich erlebte Harmonie der Holic-Gruppe ist auch nur durch den Verlust an Individualität und den immensen Gruppendruck erkauft, der kein Abweichen zulässt bzw. mit Strafen belegt. Wer sich nicht gruppenkonform verhält, wird schnell die Harmonie vermissen (s. den Bericht einer Ehemaligen). Weiterhin wird durch die Abkapselung (und damit die Abnahme der Außenkommunikation) die interne Binnenkommunikation der Gruppe verstärkt, wodurch sie als intensivere Gemeinschaft erlebt wird als in Gruppen, deren Mitglieder auch persönlich intensivere Kontakte zu Außenstehenden haben.
  • eine große Rolle spielt der johannische Wahrheitsbegriff "Jetzt erst erkenne ich die volle Wahrheit, früher habe ich so viele Bibelstellen nicht verstanden. Jetzt wird mir plötzlich klar: Jeder Satz, wie er in der Bibel steht, ist die volle Wahrheit. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, was das tägl. gemeinsame Bibellesen für ein Wachstum in der Wahrheit bewirkt!"
    Sie setzen ihr Verständnis von Jesusnachfolge und ihre Art der Bibelauslegung (die, da sie von Menschen kommt, auch immer unvollkommen sein wird) absolut und stellen es auf eine Stufe mit Gott, der die Wahrheit ist.
    Typisch ist die auch von anderen Sekten bekannte Meinung, dass sie sich im alleinigen Besitz der ganzen Wahrheit wähnen.
  • die Jüngerberufungen "Sie ließen alles hinter sich. Sonst hätten sie nicht seine Jünger sein können."
    Auch hier wird wieder deutlich, dass nur die Stellen wörtlich genommen werden, welche der Gruppe genehm sind, und deren Anwendung auch nur soweit legitim ist, wie sie nicht der Gruppe selbst gefährlich wird: Jemand könnte sich ja auch berufen fühlen, eine besondere Mission außerhalb der Holic-Wohngemeinschaft zu erfüllen.
  • Ablehnung der Trinitätslehre als Erfindung der Kirche, weil es eine solche Trinitätslehre in der Bibel nicht gibt
    Anmerkung: hier scheint es sich nach anderen Berichten über die Gruppe um einen Irrtum zu handeln. Soweit bekannt, wird auch die Trinitätslehre in der Gruppe vertreten.
  • 5. Mose 13, 1-12, besonders die Verse 6-8 (Warnung vor Abfall)
    Interessant ist die Doppelstrategie, dass man zwar Leute dazu bringen muss, ihre bisherigen Gemeinden zu verlassen (was auch biblisch "begründet" und als positiver Schritt dargestellt wird). Zugleich muss sie aber verhindern, dass einmal Geworbene später die Holic-Gruppe verlassen. Das gilt dann (im Unterschied zum Verlassen ihrer ursprünglichen Gemeinde) als Abfall, der schlimme Folgen nach sich zöge.
  • Hesekiel 3,18-21 (Die Verantwortung für das Seelenheil anderer s. o.)
    Damit soll der starke Druck zur Missionierung gerechtfertigt werden. Inkonsequenterweise erstreckt diese sich aber fast ausschließlich auf bereits christlich sozialisierte Jugendliche, wo sie mit einigem Erfolg rechnen können. Für das Seelenheil von Leuten außerhalb dieses engen Personenkreises fühlt man sich augenscheinlich nicht verantwortlich.
  • Mt. 10,14 (Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg, und schüttelt den Staub von euren Füßen.) (Rechtfertigung für die Trennung von allen denen, die nicht auf sie hören wollen: "Jesus hat zwar Kontakt mit den Sündern aufgenommen, aber er ist nie bei ihnen stehengeblieben" ) D. h. deshalb darf man auch nicht bei den Kirchgemeinden stehenbleiben, weil sie geradezu von Sündern durchseucht sind. Beobachtet habe ich auch, mit welcher Verachtung sie Menschen strafen, die ganz offensichtliche Sünder sind, z. E. ihre älteste Schwester, die in Scheidung liegt. (Sie ist eine Ehebrecherin!)
    Es ist eine konkrete Anweisung Jesu für die Missionswanderung der von ihm ausgesandten Apostel. Daraus kann man keine Anweisungen für andere Situationen machen.
  • Mt. 10,34-38 als Voraussage, dass Trennungen von den Eltern und anderen Verwandten oder Bekannten nötig sein werden;
    Jesus will deutlich machen, dass man sich ganz für ihn entscheiden muss. Die Gruppe missbraucht diese Stelle, um ihre Anhänger an sich selbst zu binden und persönliche Beziehungen außerhalb der Gruppe zu unterbinden. Eine ehemalige Anhängerin sagte dazu sinngemäß: "Wir verkündeten weniger Christus als viel mehr unsere Lebensweise."
  • Lk. 9,62 (Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.) "Nachdem man nun in das Licht gekommen ist, darf man sich nicht wieder zurückziehen lassen. Jesus duldet keine Kompromisse."
    Diese Stelle wird gern benutzt, um die Kontakte zur Familie und dem bisherigen sozialen Umfeld zu beschränken oder abzubrechen. Damit wird das Mitglied (bis auf die Kontakte innerhalb der Holic-Gruppe) sozial isoliert und wird damit enger an die Gruppe gebunden.
  • Mt. 7,1-6 und Verse 15-22 (vom Richten, vom falschen Propheten) 'Auslegung' ist mir hier nicht mehr klar, aber viel Wert gelegt wurde auf Vers 6 (Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft Eure Perlen nicht den Schweinen vor.)
    Vermutlich wird es verwendet, um eine gewisse Geheimhaltung der gruppeninternen Vorgänge und ihre ausweichenden Antworten bei Nachfragen (vor allem auf den Werbeaktionen) zu rechtfertigen.
  • Mt.15,15-20 (von Reinheit und Unreinheit) als Begründung für die unbedingt nötige Reinhaltung der Gemeinde von Sündern; dass dann nur noch wenige übrigbleiben, ist nicht so schlimm - eine Art Gesundschrumpfungsprozess
    Hier geht es um eine Auseinandersetzung Jesu mit den jüdischen Reinheitsgeboten.
  • Mt. 7,13+14 (das enge Tor zum Leben und das breite Tor zum Verderben) - auf den Vorwurf hin, dass es ja. wohl nicht sein könne, dass ausgerechnet sie als diese kleine Gruppe die göttl. Wahrheit für sich gepachtet haben. Erwähnt wird von ihrer Seite dann noch, dass es diese kleinen Gruppen schon immer gegeben habe seit Jesus und dass diese immer schon von den etablierten Kirchen verfolgt worden seien.
    Im Prinzip werden hier nur der Mangel an großen Anhängerzahlen und die größtenteils erfolglosen Missionierungsbemühungen ideologisiert. Dass eine Gruppe klein ist, sagt noch nichts über ihre Qualität und ihren Wahrheitsgehalt aus.
  • l. Kor. 5 (Missstände in der Gemeinde) insgesamt, aber besonders die Verse 9-13 "Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind?" Also: Richten und Beurteilen innerhalb der Kirchgemeinden gefordert
    Die Gruppe sucht immer wieder Auswege, um die Forderung Jesu "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet" zu umgehen. Man nennt das ganze dann einfach "beurteilen" - und sucht sich die biblischen Begründungen dafür.
  • l. Kor. 2 die letzten Verse (Der geisterfüllte Mensch urteilt über alles, ihn aber vermag niemand zu beurteilen. Denn wer begreift den Geist des Herrn? Wer kann ihn belehren? Wir aber haben den Geist Christi.) "Logischerweise können die, die außerhalb der Gruppe stehen, das nicht verstehen, was wir erkannt haben, weil sie eben als natürliche Menschen das nicht beurteilen können."
    Zum einen wird hiermit ein gewisses Elitebewusstsein gezüchtet, das für die Ablehnung und die über große Strecken erfolglosen Missionsbemühungen entschädigen soll. Ablehnung und Kritik werden instrumentalisiert, um die Wahrheit der Gruppe zu beweisen. Zugleich soll eine gewisse Immunisierung gegen kritische Argumente von außen erreicht werden.
  • Hebr. 5,14 (feste Speise aber ist für Erwachsene, deren Sinne durch Gewöhnung geübt sind, Gut und Böse zu unterscheiden.) "Geübte Sinne bekommt man eben nur durch steten Gebrauch."