Wie kann ich betroffenen Angehörigen helfen?

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber im Verwandten- oder Bekanntenkreis Menschen haben, deren nähere Angehörige von dieser oder einer anderen Sekte geworben wurden, könnten die folgenden Hinweise zum Umgang mit betroffenen Angehörigen für Sie hilfreich sein. Diese Menschen leiden normalerweise neben den Auswirkungen der Sektenbindung ihres Angehörigen unter der Isolation, dass sie kaum jemanden finden, mit dem sie über dieses Problem reden können, ja dass sie eher spüren, wie sich die Umgebung von ihnen zurückzieht. Deshalb:

  • Gehen Sie ganz normal mit diesen Menschen um. Wenn sie wie ein rohes Ei angefasst werden, fühlen sie sich ausgegrenzt.
  • Vermitteln Sie, wenn noch nicht geschehen, den Kontakt zu Fachleuten, die sich mit der Gruppe auskennen bzw. zu Betroffeneninitiativen.
  • Zeigen Sie Ihr Interesse am Schicksal der Familie bzw. des Sektenmitglieds. Haben Sie keine Angst, die Leute anzusprechen, sie warten mitunter darauf. Es sollte allerdings echte Anteilnahme sein, bloße Neugier wirkt verletzend. Allerdings kann es auch hier ein Zuviel geben: Man sollte nicht dauernd massiv in dem Problem rühren und es darf nicht ständig im Vordergrund stehen. Achten Sie dabei auch auf die nonverbalen Signale, um zu erkennen, ob der Angehörige darüber reden will. Kommen die Antworten recht knapp und einsilbig, deutet es darauf hin, dass der Betroffene kein Gespräch darüber wünscht.
  • Von Ihnen wird nicht sofort ein Rat oder ein hilfreiches Wort erwartet. Oft tut es den betroffenen Angehörigen einfach gut, einmal über das Problem reden zu können und jemanden zu haben, der ihnen zuhört. Sie erwarten nicht, dass Sie das Problem jetzt lösen sollen.
  • Seien Sie vorsichtig mit vorschnellem Rat ("Wenn der sich so benimmt, dann schmeiß ihn doch gleich raus!") oder billigem Trost ("Ach warte nur, in ein paar Wochen hat sich das gegeben."). Normalerweise fehlen Ihnen die Kenntnisse, die Auswirkungen einer Sektenbindung richtig zu beurteilen.
  • Die Sektenbindung eines Jugendlichen muss nichts über Erziehungsfehler oder die Familienatmosphäre sagen. Ausgesprochene ("Na, mit meinen Kindern könnte mir so etwas nicht passieren!") oder unausgesprochene Vorwürfe in dieser Hinsicht sind sehr verletzend und in der Regel auch völlig unzutreffend.
  • Die Sektenbindung eines Jugendlichen kann über lange Zeit gehen. Erfahrungsgemäß erlischt das Interesse der Umgebung nach einigen Monaten, und die betroffenen Angehörigen sind dann mit ihrem Problem allein. Scheuen Sie sich nicht, auch nach längerer Zeit immer wieder nachzufragen.
  • Helfen Sie den betroffenen Angehörigen, ein ganz normales Leben zu führen. Ermutigen Sie diese zu Unternehmungen bzw. der Mitarbeit in Gruppen, die Ihnen Kontakte zu Menschen bringen und helfen, vom Sektenproblem abzuschalten (z. B.: Chor, Verein, Gemeindekreis, Sportgruppe...).