Das Weltbild
Die sie umgebende Welt wird als widergöttlich und der Sünde verfallen gesehen. Dieses düstere Weltbild bildet die schwarze Folie, vor der das eigene Konzept um so heller strahlen soll. Sie fühlen sich im Wortsinn als die aus dieser Welt "Herausgerufenen" (von ekklesia (griech. für Kirche), das von ekkaleo (= herausrufen) abgeleitet ist). Die negativen Erscheinungen in der Welt seien ihrer Meinung nach durch die Sünde verursacht. Mitunter werden sogar körperliche oder geistige Behinderungen als Strafe Gottes ausgelegt.
Durch die ausgesprochen negative Sicht der Welt um sie herum ist eine positive Rede, d.h. ein Lob für etwas außerhalb ihrer Gruppe, für sie sehr schwer. Andererseits ist für sie eine kritische Betrachtung der eigenen Lehre und Forderungen ebenso nicht leicht.
Im Einzelfall ist auch eine "Re-definition" von Begriffen bekannt, die eine geänderte Sicht von Werten unserer zwischenmenschlichen Kultur vermitteln. Auf den Vorwurf, dass ihr Verhalten den Eltern gegenüber doch unmenschlich sei, reagierte eine Jugendliche z. B. durchaus positiv. "Menschlich" heiße doch nicht-göttlich, also minderwertig, weshalb sie "unmenschlich" nicht als Kritik empfinde. Auch Begriffe wie "Toleranz" und "Geduld" werden von der Gruppe eher negativ gesehen: Toleranz heisst Lauheit, während Christentum Entschiedenheit bedeute. Dazu wird meist Offb 3, 15-16 zitiert: "Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien." Ein Christ müsse intolerant sein. Ebenso bedeute Geduld, einen anderen Menschen die Entscheidung hinausschieben zu lassen bzw. Nachsicht gegenüber seinen Verfehlungen zu haben, was für einen Christen auch unmöglich sei.
Eine Naherwartung des baldigen Weltendes scheint es entgegen früheren Vermutungen in der Gruppe derzeit nicht zu geben, auch wenn die Aussagen einzelner Mitglieder darauf hinzudeuten schienen. Allgemein ist es für sie aber derzeit wohl kein Thema, mit dem es sich zu befassen lohnt.