Gemeinschaft statt Privatsphäre
Das eigentlich Wichtige ist die Gemeinschaft. Wer wirklich Christ werden will, muss sein ganzes Leben mit der Gruppe teilen. Dadurch werden Beruf, Freunde und Familie nebensächlich.
Partnerbeziehungen werden (aus den an anderer Stelle geschilderten Gründen) systematisch unterbunden. Zentrales Ziel ist neben der "reinen" Lebensweise die Mission, der sich alles unterzuordnen habe. Außerdem werden intensivere private Beziehungen oder auch das Bestreben, einmal allein zu sein, als Aufspalten der Gemeinschaft und damit als sündig bewertet. Dazu zählt sogar schon das Gebet oder Bibellesen, welches im privaten Rahmen unerwünscht ist und möglichst gemeinsam in der Gemeinde geschehen soll.
Nach außen wirkt die Gruppe recht kalt. Auf Diskussionen in anderen christlichen Gemeinschaften (z. B. Bibelkreisen) machen sie einen lieblosen, unbarmherzigen und fanatischen Eindruck. Wie Aussteiger berichteten, ist die abweisende und kaltherzige Haltung z. B. den Eltern gegenüber vor allem bei Neulingen aber oft vorgetäuscht, um dadurch diese oder andere "zur Umkehr zu bewegen" bzw. um die Distanz zu den in die sündige Welt Verstrickten aufrechtzuerhalten. Manchmal ist es auch ein Schutzschild, um sich nicht durch eigene Gefühle (z. B. der Zuneigung zu den Eltern) überwältigen zu lassen. Innerhalb der Gruppe sei schon eine herzliche Wärme gegeben, die aber nach außen kaum durchscheint. So sind sie auf den Treffen am Wochenende auch recht ausgelassen, tollen umher und balgen sich auf kindliche Weise (in ihrem Sprachgebrauch "raufen"). Bei den größeren Treffen werden dafür direkt bestimmte Zeiten eingeplant. Von den Mitgliedern wird dies als sehr wohltuend und befreiend erfahren, wo man manche Spannungen abbaut und Körperkontakt erfährt. Allerdings wirken sie untereinander auch sehr belehrend, um den anderen auf eine mögliche Sünde hinzuweisen. Ebenso wurde eine übertriebene formale Höflichkeit beobachtet (ständig "Bitte" und "Danke"; ein genaues Achten auf die Worte, die man miteinander spricht), um hier nicht zu sündigen. Vermutlich braucht man bei dieser dauernden Angespanntheit im Alltag die Wochenendausflüge zum geistigen und emotionalen Ausgleich.
Sobald ein Mitglied aber die Gemeinschaft verlässt oder ausgeschlossen wird, bricht diese Zuneigung und Herzlichkeit sofort zusammen.