Zeugen Jehovas

Ursprung: Um 1874 von Charles Taze Russel in den USA gegründet.

Lehre: Sie ist eschatologisch orientiert. Die Zeugen Jehovas erwarten den nahen Weltuntergang, bei dem alle Nicht-Zeugen in der Schlacht von Harmageddon vernichtet werden. Verschiedene, aus der Bibel dafür „errechnete" Daten (1874, 1914, 1925, 1975) haben sich inzwischen als falsch erwiesen. Die Bibel wird weitgehend wortwörtlich ausgelegt. Von vielen Bereichen der Gesellschaft kapselt man sich ab. Vor engeren Freundschaften zu Nicht-Zeugen wird sehr gewarnt. Nach ihrer Auffassung spielt sich auf Erden derzeit ein Kampf zwischen der Organisation Gottes (Zeugen Jehovas) und der Organisation des Satans (UNO, Staaten/Regierungen, Kirchen, Parteien, andere Religionen) ab. Deshalb ist jeder Dienst unstatthaft, der als ein Mitwirken in satanischen Organisationen gedeutet werden kann (so z.B.: Wehrdienst, Teilnahme an politischen Wahlen, auch der Dienst bei staatlichen oder staatsnahen Organisationen wird sehr kritisch gesehen). Die Ableistung des Zivildienstes wurde erst ab Anfang 1997 erlaubt. Christliche, staatliche und auch die meisten privaten Feiertage (z.B. Geburtstage, Muttertag) werden abgelehnt und derartige Veranstaltungen nicht besucht. Eine auffällige Sonderlehre ist das Verbot der Einnahme von Blut, auch in Form von lebensrettenden Bluttransfusionen. Diese werden sogar von Eltern für ihre in Todesgefahr befindlichen Kinder verweigert. In ihrer Bibelübersetzung („Neue-Welt-Übersetzung") ist der Text an vielen Stellen durch Veränderungen an ihre Lehre angepasst. Geleitet werden die Zeugen durch die „Leitende Körperschaft" in enger Verbindung mit dem Präsidenten der Wachturm Bibel- und Traktatgesellschaft (ein Verlagsunternehmen, dessen Literatur durch die Zeugen verbreitet werden muss). Die Anweisungen der Führungsspitze haben für den Lebensvollzug des einfachen Zeugen eine große Bedeutung. Ein soziales Engagement der Organisation ist kaum vorhanden.

Werbung: Sie stehen am Straßenrand, halten ihre Zeitschriften „Wachtturm" oder „Erwachet" hoch und versuchen, Passanten in ein Gespräch zu verwickeln. Eine andere Methode besteht in Besuchen an der Wohnungstür (meist zu zweit). Ebenso wird gern auf Menschen in Krisensituationen zugegangen (Krankheit, Tod eines Angehörigen...). Die Zeugen sind für diese Gespräche bestens geschult (pro Woche ca. 5 Stunden, wo solche Gespräche geübt und teilweise auswendig gelernt werden) und können viele Bibelstellen auswendig zitieren, die - aus dem Sinnzusammenhang des Kontextes herausgerissen - ihre Lehre zu bestätigen scheinen. Einem Gespräch mit ihnen ist man nur bei gründlicher Bibelkenntnis gewachsen. Das Werben auf der Straße oder an der Wohnungstür („Predigtdienst") ist ebenso wie das Verteilen von (in Deutschland bis Mitte 1991 von ihnen vorher selbst zu bezahlender) Literatur verpflichtend und wird monatlich abgerechnet.

Verbreitung: Weltweit ca. 5-7 Mill. Mitglieder, Deutschland 190 000, neue Bundesländer: 40 000, Sachsen 18 000. Zentrale in Brooklyn, USA; deutsche Zentrale in Selters/Taunus. In Sachsen besteht ein größeres Zentrum in Glauchau, die ca. 150 einzelnen Ortsgruppen (Versammlungen) gibt es aber flächendeckend in ganz Sachsen mit Schwerpunkt im Regierungsbezirk Chemnitz. Dort besteht mit 0.54 % auch die höchste Konzentration in Deutschland. Nach einem über 12-jährigen Prozess wurde das Bundesland Berlin Anfang 2006 verpflichtet, ihnen den Status einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts" zuzuerkennen.

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