Brief der Gruppe an ausgestiegene ehemalige Mitglieder (1989)

Dieser sehr lange Brief illustriert gut den Umgang der Gruppe mit Aussteigern und wie ein solcher Schritt von der Gruppe gesehen wird. Er entstand als Antwort auf einen Brief, den sächsische Aussteiger an die Gruppe geschrieben hatten, um ihren Entschluss zu erklären. Weil er sehr gut die in der Gruppe vorherrschenden Denkmuster wiedergibt, ist er hier trotz seiner Länge insgesamt dokumentiert. Die für den Umgang mit Aussteigern interessanten Passagen sind farblich hervorgehoben.

" »Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre! Beharre in diesen Dingen! Denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die auf dich hören!« 1 Tim 4, 16

»Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einerlei Rede führt und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ich in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seit!« 1 Kor 1, 10

»Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf die Weisung, dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.« Spr 28, 9

Wien, Oktober 1989

Liebe Ruth!
Liebe Stefanie!

Wir hoffen, dass Euch inzwischen auch an Eurem praktischen Leben die negativen Folgen Eures Ungehorsams klar geworden sind, und dass Ihr die Gefahr erkennt, in die Ihr Euch hineinbegeben habt. Was ist los mit Euch? Wieso konntet Ihr Euch so schnell wieder von der Wahrheit Gottes abwenden?

Seid Ihr müde geworden, wolltet Ihr nicht mehr kämpfen? Es ist immer leichter, sich an die Gottlosigkeit anzupassen, als dem Herrn treu zu bleiben. Auch wenn Ihr es nicht wahrhaben wollt: Ihr wisst, oder ihr wusstet zumindest um die Sündhaftigkeit Eurer Änderung. Eure plötzliche »Entdeckung« hat nicht in einer neuen Erkenntnis aus der Schrift ihre Wurzeln, sondern in Eurer Feigheit und Zukunftsangst.

Trotzdem wollen wir auf die von Euch angeführten Bibelstellen näher eingehen, damit Euch auch hier die Unhaltbarkeit Eures Standpunktes klar wird und Ihr Euch noch ändern könnt. Darum beten wir auch, dass Ihr dem Vers gehorcht, der auf den von Euch aus dem Zusammenhang gerissenen Vers Phil 3,15 folgt: Doch wozu wir gelangt sind, zu dem lasst uns auch halten! (Phil 3, 16) Die Erkenntnis, die Ihr bereits erlangt habt, müsst Ihr festhalten. Leider seid Ihr so schnell wieder davon abgewichen. Ihr müsst Euch das Verlorene von neuem erwerben. Wir wünschen uns, dass das noch möglich ist.

Was das Problem der Gewalttätigkeit betrifft, so sind auch wir gegen jede Gewalttätigkeit. Damit die Gewalttätigkeit nicht überhand nimmt, hat Gott die staatliche Obrigkeit eingesetzt (Röm 13,1-7) und uns auch das Recht zur Selbstverteidigung und die Pflicht zum Schutz der Wehrlosen - notfalls auch mit Gewalt - gegeben. Das ist und war die feste Überzeugung aller Christen von Anfang an. Christen sind darum noch keine Gewalttäter. Im Gegenteil: Wenn man den Gewalttätern ohne weiteres freie Bahn lassen würde, würde man sich an ihren Gewalttaten mitschuldig machen. Wer ein Verbrechen verhindern kann und es nicht tut, wird mitschuldig.

Ihr führt Lk 22,36-38 an und beruft Euch auf eine Anmerkung aus der "Jubiläumsbibel". Auch dieser Anmerkung kann, so weit Ihr sie zitiert, nicht entnommen werden, dass mit den Schwertern geistliche Waffen gemeint seien. Die Schwerter, die die Jünger mithatten, waren echt. Jesus weist daraufhin, dass die Jünger jetzt nicht mehr mit der Gastfreundschaft des Volkes rechnen konnten, sondern mit Gefährdung und Verfolgung. Jesus hat gewiss nicht daran gedacht, dass sich die Jünger gegen die römische oder jüdische Obrigkeit mit dem Schwert wehren sollten: Der Gedanke war eher der, dass sie in Zeiten der Verfolgung in einsame Gegenden zu fliehen hatten und dort eventuellen Gefahren durch Räuber nicht hilflos ausgeliefert sein sollten. Einen Glaubenskrieg kann man mit zwei Schwertern nicht führen. Aber zu Verteidigung gegen Räuber konnten sie schon hilfreich sein. Die Worte Jesu sind wahrscheinlich nicht als unmittelbarer Aufruf zur Aufrüstung gemeint, sondern sind ein Hinweis auf drohende Gefahren. Jesus geht hier selbstverständlich davon aus, dass man sich gegen Räuber auch wehren kann.

Eine ganz andere Situation war die im Garten Gethsemane, wo es zum einen der Wille Gottes war, dass Jesus sich hingibt bis zum Tod. Überdies ist das Verhalten gegen Verfolger ein anderes als das gegen Räuber, die ihrem Geschäft unabhängig von der Glaubenseinstellung ihres Opfers nachkommen. Petrus war im Garten Gethsemane sicher noch von der irdischen Messiashoffnung bestimmt, die das irdische Friedensreich mit Gewalt aufrichten wollte. Und wer Gottes Reich mit dem Schwert aufrichten will, den wird auf jeden Fall das Schwert treffen.: Entweder das Schwert eines Feindes oder - und das auf jeden Fall - das Schwert des Wortes Gottes.

Der Satz "Ich habe also gar kein Recht, einen, den Gott liebt, ins Verderben zu schicken, selbst wenn ich mich verteidigen müsste." klingt sehr fromm, ist aber trotzdem gottlos und kann aus der Bibel nicht begründet werden. Gott liebt alle Menschen. Trotzdem ordnete Gott im AT die Todesstrafe an. Wer hier gegen die Todesstrafe war, stand selbst unter dem Zorn Gottes. Lest einmal 5 Mose 14 und 17 oder 3 Mose 20! Hier war es der Wille Gottes, dass von Gott geliebte Menschen mit dem Tod - ohne Mitleid (5 Mose 13, 9) - bestraft werden. Es war in den Augen Gottes offensichtlich besser, dass ein Übeltäter ausgerottet wird, als dass er andere zum Bösen verführt. In 3 Mose 20,7 gehört die Ausübung der Todesstrafe zur dem Volk aufgetragenen Heiligung. Im Volk des heiligen Gottes sollte es keinen Geben, der sein Kind dem Moloch verbrannte. Wer es trotzdem tat, durfte nicht am Leben bleiben. Saul wurde unter anderem auch deswegen verworfen, weil er Agag, den König der Amalekiter nicht getötet hat (1 Sam 15).

Die Todesstrafe war aber nicht nur im mosaischen Gesetz verankert; sie ist ein allgemeiner Grundsatz, den Gott allen Menschen nach der Sintflut gab: "Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden; denn nach dem Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht." (1. Mose 9,6). die Begründung für diese harte Strafe liegt hier in der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Wer das Bild Gottes, den Menschen zerstört, verwirkt sich dadurch sein eigenes Lebensrecht. Dieser Grundsatz gilt für alle Menschen, nicht nur für das jüdische Volk. Das ist freilich kein Freibrief zum Umbringen. Die Blutrache gibt es sicher nicht. Die staatliche Obrigkeit, die die Aufgabe hat, die Guten zu belohnen und die Bösen zu bestrafen, trägt nach Röm 13,4 das Schwert nicht umsonst. Das Schwert ist ein deutlicher Hinweis auf die Todesstrafe. Im römischen Recht bedeutet das "ius gladii" (Recht des Schwertes) das Recht auf die Todesstrafe. Dieses Recht wird auch sonst im NT nicht in Frage gestellt. (Lk 23,41: Wir empfangen was unsere Taten verdienen; Apg 25,11: Habe ich aber Unrecht getan oder todeswürdig gehandelt, so weigere ich mich nicht, zu sterben.)

Stefanie, wir hoffen, dass Du einsiehst, dass Deine Aussagen einem humanistischen Ideal, nicht aber dem Wort Gottes entstammt. Durch Deine Lehre erhebst Du Dich über Gottes Wort. Hättest Du Recht, dann hätte Gott im AT den Israeliten eine ganz abscheuliche Sünde befohlen. Du müsstest dann das AT entschieden als blutrünstige, gottlose Schrift ablehnen, weil darin das Bild Gottes total entstellt und verdreht würde. Du müsstest auch Jesus ablehnen, der in Mt 15,4 ein alttestamentliches Gebot, das die Todesstrafe fordert, ausdrücklich als Gebot Gottes bezeichnet, unabhängig davon, ob diesem Gebot zur Zeit Jesu noch buchstäblich befolgt werden musste. Stefanie, traust Du Dir zu, Dich über Gott zu erheben?

Es gäbe zum Thema Gewalt-Gewaltlosigkeit noch einiges zu schreiben. Es sollte hier nur gezeigt werden, dass Deine oben angeführte Lehre nicht biblisch und auch nicht christlich ist. Darum kehre zur richtigen Lehre zurück!

Doch nun zum viel wichtigeren Punkt "Gemeinde und Einheit"

»Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abgewendet zu einem anderen Evangelium, das kein anderes ist; Einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren. ... Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht!...« (Gal 1,6-10)

Diese harten Worte sind nötig, weil Ihr Euch wirklich einem anderen Evangelium zugewandt habt! Das was jemand - Ihr oder wir oder auch Stefan als Evangelium verkündet, ist nicht nur das, was er mit dem Mund als Evangelium bezeichnet (sein Glaubensbekenntnis), sondern auch das, was diejenigen als Christsein bezeichnen, die er als Christen (bzw. Brüder und Schwestern im Glauben) bezeichnet.

Die Lehre, die Du, Stefan, von Stefan berichtest, dass er zwischen Gemeinde und Kirche unterscheidet, ist ein anderes Evangelium. Im NT ist "Gemeinde" und "Kirche" das selbe Wort!

Wenn Stefan "die Falschheit der Kirche aufdeckt" aber dennoch drinnen bleibt, weiß er ganz genau, dass die meisten Evangelischen keine Christen sind, und er nennt sie dennoch Christen. Das heißt, dass er einen völlig falschen Begriff von Christsein hat! Diesem Begriff von Christsein wollt Ihr Euch anschließen??!!

Diese Irrlehre ist wohl die Grundlage aller großen "Kirchen" und auch der kleinen, die groß sein wollen und dabei auf die Wahrheit verzichten.

Gotthold P. hat Ruth am Telefon drei Bibelstellen gesagt.

Zu 1 Kor 5: Wollte Stefan die "Kirche" wirklich verbessern, so müsste er alle Unzüchtigen, Habgierigen, Götzendiener, Räubert, Lästerer und Trinker ausschließen. Einem Ungläubigen sagen, dass er ungläubig ist, ohne ihn auch wirklich auszuschließen heißt, ihn doch als Christ zu akzeptieren. Daher kann Stefan ihn nur dann als ungläubig bezeichnen, wenn er ihn ausschließt.

Tut er das? Kann er das? NEIN!

Er hat keinen Einfluss darauf, wer evangelisch ist und wer nicht. Er kann sich nur mit dem, was er in der "evangelischen Kirche" angeboten bekommt, identifizieren oder nicht, und offensichtlich tut er es (sonst wäre er nicht evangelisch)!

Zu 2 Kor 6,14-18: "Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen! Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? ... Darum geht aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab! spricht der Herr und rührt Unreines nicht an und ich werde euch aufnehmen ... spricht der Herr, der Allmächtige."
Das wäre das, was Stefan tun müsste, wenn er Jesus wirklich folgen wollte.

Wenn er das nicht will, müsst wenigstens Ihr das tun!

Zur Gemeinschaft wollen wir auch noch etwas schreiben:

Jeder, der in einer Gemeinschaft ist, prägt diese Gemeinschaft. Wenn in einem Briefmarkensammlerverein ein Bienenzüchter ist, der sich für Briefmarken nicht interessiert, wundert man sich, was er dort macht (Das ist jedoch weiter nicht bedeutsam, besagt jedoch, dass der Verein auch ihn als Briefmarkensammler akzeptiert). In der Gemeinschaft ist es nun so, dass jeder, der in der Gemeinde sündigt oder falsche Lehren vertritt, das Bild der Gemeinde prägt. Dieses Bild der Gemeinde ist jedoch ein Teil der Verkündigung - nämlich die praktische Verwirklichung des Evangeliums! Wenn die Gemeinde solche Leute akzeptiert, hört sie auf, Gemeinde zu sein, weil sie ein falsches Evangelium verkündet.

Eine Kirche, in der Gläubige und Ungläubige gemeinsam sind, ist ein Unding, ein Widerspruch in sich selbst. »Kyriake« (davon leitet sich das deutsche Wort »Kirche« her) ist »die dem Herrn (Kyrios) gehörige«. Zur Kirche gehören nur die, die dem Herrn gehören. »Ekklesia« sind die, die sich aus der gottlosen Welt herausrufen (»ekkaleo«) ließen. Es ist sehr traurig, dass man Euch diese elementaren Grundsätze des Christentums, die Ihr voller Überzeugung schon an andere weitergegeben habt, von neuem einprägen muss!

Stefanie, Du hast recht, wenn Du schreibst, dass sich die Korinther-Stellen auf die Ungläubigen beziehen. Wenn Stefan die Gemeinschaft mit diesen Ungläubigen nicht aufgeben will, dann zeigt das, dass er selber ungläubig ist. Und auf Euch trifft dasselbe zu, wenn Ihr nicht rasch Eure Gesinnung ändert.

In Ps 50,18 werden Gottlose deswegen getadelt, weil sie mit Ehebrechern Gemeinschaft haben; nicht, weil sie selber Ehebruch begangen haben, sondern, weil sie mit Ehebrechern Gemeinschaft haben. Wer Mitglied in der Evangelischen Organisation ist, hat mit Ehebrechern Gemeinschaft, ja er gehört zu einer Organisation, die den Ehebruch sogar erlaubt. Daß Wiederverheiratung nach einer Scheidung Ehebruch ist (Mk 10,11-12), brauchen wir Euch hoffentlich nicht zu erklären. Ruth, Du hast das Deiner Kusine ja ganz gut weitergegeben. Zu denen, die mit Ehebrechern Gemeinschaft haben, sagt Gott: Was hast du meine Ordnungen herzusagen und nimmst meinen Bund in deinen Mund? Du hast ja die Zucht gehasst und meine Worte hinter dich geworfen. (Ps 50.16f)

In Ps 1,1 heißt es: Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt. Wer Mitglied in der Evangelischen Organisation ist, sitzt nicht nur oberflächlich im Kreis der Spötter, sondern betet sogar mit ihnen, denn an einem evangelischen "Gottesdienst" kann jeder teilnehmen. Nach Ps 1,5 bestehen Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten. Was im AT ein angestrebtes Ideal war, ist in der neutestamentlichen Gemeinde Wirklichkeit. In den großen Konfessionen ist es nicht einmal ein angestrebtes Ideal. Wer ihnen angehören will, sagt sich von der Gemeinde der Gerechten los!

HERR, wer darf in deinem Zelt weilen? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Der rechtschaffen wandelt und Gerechtigkeit übt in dessen Augen der Verworfene verachtet ist, der Aber die ehrt, die den HERRN fürchten. (PS 15.1-2.4)

Wenn Stefan in der "evangelischen" Organisation bleiben will, dann „ehrt er die Verworfenen und verachtet die, die den HERRN fürchten und sich von dieser gottlosen Organisation trennen. Er darf nicht wohnen-, auf Gottes heiligem Berg. Er gehört nicht zur Gemeinde des Herrn.

Die dritte von Gotthold P. angeführte Stelle (Mt 9.17) kann sicher nur mit entsprechender Erklärung angeführt werden. Denn auf keinen Fall kann man eine Organisation wie die "evangelische" oder die "katholische" mit dem Judentum zur Zeit Jesu gleichsetzen. Denn das Judentum war grundsätzlich von Gott gewollt. Die "Kirchen" leben hingegen ohne biblische Grundlage in offener Rebellion gegen Gottes Wort.

Jesus bringt das Bild vom neuen Wein in den neuen Schläuchen, als er gefragt wurde, warum seine Jünger nicht fasten. Vermutlich ist hier auf das regelmäßige (2 x wöchentlich) Fasten der Pharisäer angespielt. Auch die Johannes jünger dürften eine ähnliche formalisierte Regelung gehabt haben. Diese Fastenpraxis entstammte rein menschlicher Tradition und hatte, keine Grundlage im AT, das nur einen vorgeschriebenen Fasttag kennt, den Versöhnungstag. Das häufige bzw. regelmäßige Fasten war sicher nicht leicht. Aber es gab den Menschen doch eine gewisse Sicherheit. Durch die Erfüllung von Formhandlungen konnten sie sich darauf berufen, doch etwas vor Gott getan zu haben und vor ihm bestehen zu können. Von seinen Jungem erwartet Jesus aber mehr als nur die Erfüllung von - wenn auch schwierigen - Formhandlungen. Der neue Wein des göttlichen Lebens, das uns Jesus schenkt, sprengt den Rahmen von Formhandlungen. Gott will unseren ständigen und vollkommenen Einsatz, der sich nicht mit einer bestimmten Grenze begnügt.

Wer der evangelischen Organisation angehört, ist bei einem Verein, zu dem man nicht durch die Nachfolge Jesu gehört, sondern durch einen Formalakt, die fälschlich so genannte "Taufe". Der neue Wein Jesu hat in dieser Organisation keinen Platz! Auch Jesus wusste, dass es für viele einfacher ist, gewisse Forderungen, die nicht immer leicht sind, zu erfüllen, dann aber der Sache Genüge getan zu haben, als ständig bereit zu sein, als ständig in Abhängigkeit von Gott und zu seiner vollen Verfügbarkeit zu stehen. Darum sagt er auch in Lk 5,39:"Und niemand will, wenn er alten getrunken hat, neuen, denn er spricht: Der alte ist milde." Wer die Menschen in der "alten" Organisation belassen will, lässt ihnen nicht nur die alten Schläuche, sondern auch ihren alten, milden Wein, von dem sie nicht gefordert werden

Man kann diese Organisation, obwohl sie viel jünger als das Christentum ist, trotzdem als alten Schlauch bezeichnen, weil sie ein altes, von Jesus überholtes Prinzip verkörpert, das Prinzip der "Volkskirche", zu der man durch Formalhandlungen gehört: ein Prinzip, das bedingt für das Judentum gegolten hat, sicher aber nicht für die Gemeinde Jesu.

Liebe Stefanie, in welcher Verblendung hast Du den Satz geschrieben: »Wollen wir den Kirchenaustritt predigen oder lehren alles halten, was Christus uns geboten hat?« Weil wir alles halten und auch lehren wollen, was Christus uns geboten hat, gerade darum, fordern wir die Menschen auch zum Austritt auf, zum Austritt nicht aus den Kirchen, sondern aus sich fälschlich so bezeichnenden Organisationen. Jesus gebietet uns: Gebt nicht das Heilige den Hunden! Werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen! (Mt 7,6) Was macht man, wenn man mit Ungläubigen, vielleicht sogar mit Spöttern - es wird ja nicht geprüft - gemeinsam betet oder sogar das Herrenmahl hält? Wenn das nicht das Übertreten dieses Gebotes Jesu ist, was dann? Wenn ich innige Gebets- und Abendmahlsgemeinschaft nur mit Menschen haben will, von denen ich weiß, dass sie Jesus nachfolgen, dann ist der "Kirchenaustritt" die einzig mögliche Konsequenz. Übrigens weißt Du, Ruth, ganz genau, dass schon das Wort "Kirchenaustritt" eine Lüge ist. Keiner von uns ist aus der Kirche ausgetreten. Wir haben nur Organisationen verlassen, die sich anmaßen, Kirche zu sein, obwohl sie die Gebote Jesu mit Füßen treten. Daher ist eine christliche Gemeinde auch keine "Absplitterung", sondern die "Kirchen" haben sich durch ihre Irrlehren und falsche Gemeindepraxis, durch ihre Identifizierung mit der gottlosen Welt von Gott und seiner Gemeinde abgesplittert. Wahrheit ja bekanntlich keine Frage der Größe. Denn dann wäre die röm.-kath. Gräuelorganisation die Vertreterin der Wahrheit Gottes.

Genauso wie vor 50 Jahren jemand, der Christ werden wollte, aus der NSDAP austreten musste, genauso muss man auch heute als Christ jede gottlose Organisation verlassen. Man kann in Österreich keiner Partei angehören, die für Abtreibung ist. Genauso wenig kann man einer Organisation angehören, die das geistliche Leben zerstört, einer Organisation, die die Worte Jesu - etwa über Scheidung und Wiederverheiratung - in das genaue Gegenteil verdreht, einer Organisation, die Ungläubige als Christen bezeichnet und somit einen ungeheuren geistlichen Schaden anrichtet. Aber es ist nicht notwendig, dir das alles wieder detailliert zu erklären. Du selbst hast es oft genug anderen erklärt. Wenn Du nicht umkehrst, wirst Du durch Deine eigenen Worte gerichtet werden!

Stefanie, was hat Dich zu der Anmaßung verleitet, genau das Gegenteil von 1 Kor 1,10, einer Stelle, die Du gewiss kennst, zu schreiben? Hast Du überhaupt keine Gottesfurcht mehr, dass Du schreibst: »Wir sollen ja nicht einig in der Meinung, sondern einig im Sinn sein.« Was hat sich Paulus wohl gedacht, als er schrieb: »...dass ihr alle einerlei Rede führt und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seiet!« ... Die Götter, an die Du glaubst, müssen sogar Konkurrenten sein. Denn die verschiedenen »christlichen« Gruppen und Konfessionen gehen nur insofern den gleichen Weg, als dass es der Weg weg von Gott ist. Aber sonst gibt es trotz allem Gerede von Einheit, ob das nun im sogenannten Weltkirchenrat oder in der "Evangelischen Allianz" ist, mehr als genug Konkurrenzdenken. Du wirst doch wohl nicht meinen, dass die Einheit zwischen dem Vater und Jesus nach diesem Modell funktioniert?

Stefanie, Du schreibst: "Jesus ist einen ganz anderen Weg gegangen, als der Vater und der Heilige Geist." Jesus hingegen sagt: "Amen. amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut ebenso auch der Sohn." (Joh 5,19) Siehst Du nicht, wie Du Dich andauernd gegen Jesus stellst, nur um Deine fehlende Abscheu vor dem Bösen zu rechtfertigen? Dazu bist Du sogar bereit, eine ganz andere Lehre von Gott zu vertreten, wie sie nicht einmal die "evangelische" Organisation vertritt. Wir schreiben Dir das deshalb so krass, dass Dir die Torheit und die Bosheit bewusst wird, in die Du Dich hinein begeben hast.

Wir sollen ja nicht irgendeine beliebige Einheitsmeinung haben, die der vorgibt, der am lautesten redet. Wir sollen die "Einheitsmeinung" Gottes haben. Darum ist ja diese intensive Gemeinschaft unter den Christen auch notwendig. In ständigen gemeinsamen Lesen der Schrift sollen wir gemeinsam immer besser die Lehre Gottes kennen lernen, dass Gott uns immer mehr zusammenwachsen lässt. Dazu hat Gott uns seinen Geist geschenkt, dass alle prüfen können, was einer in der Gemeinde sagt. Dadurch können bereits falsche Nuancen korrigiert werden, so dass falschen Lehren bereits von Anfang an gewehrt werden kann. Das geht aber nur, wenn alle sich einbringen. Darum ist auch die Einführung eines Pastors und formalisierter "Gottesdienst"-versammlungen so widergöttlich.

Dein Satz "Die Liebe unter uns Geschwistern ist wunderschön, aber die Liebe zu dem Nächsten sollte da nicht nachstehen" ist richtig. Ja, die wirkliche Bruderliebe führt uns auch zu dem, der noch kein Bruder ist. Denn Gottes Liebe, die alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit führen will (l Tim 2,4), erfüllt auch einen Christen. Verkündigung des Evangeliums darf auch nicht bei den Worten stehen bleiben. Wir hoffen, dass Ihr auch an uns - wenn auch leider bei weitem nicht vollkommen - sehen konntet, was Paulus in l Thess 2,8 schreibt: "So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart." Nicht nur Euch Dreien, die wir als Geschwister kannten, wollten wir so begegnen, sondern allen, die nach der Wahrheit suchen. Wir wollten mit jedem soviel wie möglich unser Leben teilen. Alle sollen die Kraft Gottes am Leben der Christen sehen können. Darum wollen wir auch Nichtchristen bereits die Möglichkeit schenken, unser Leben zu beobachten, daran teilzunehmen, an unseren Taten unsere Worte zu prüfen.

Das Verstehen des anderen hat natürlich seine Grenzen. Man kann psycho-logische Gründe dafür anführen, warum jemand sündigt. Verstehen kann ich die Sünde aber nicht. Ich tue dem anderen auch nichts gutes, wenn ich seine Sünden entschuldige. Ich soll dem anderen zu einem starken Sündenbewusstsein führen, damit er dann auch in voller Tragweite erkennen kann, was Vergebung und was Erlösung heißt. Was Nächstenliebe heißt, finden wir bereits im AT, in 3. Mose 19. Dort heißt es in V. 17:

"Du sollst deinen Bruder in deinem Herzen nicht hassen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst." Im nächsten Vers findet sich dann das Gebot der Nächstenliebe als Zusammenfassung des gesamten Abschnittes. Wer den anderen nicht auf die Sünden aufmerksam macht, hasst ihn und wird schuldig seinetwegen. Wir wollen nicht, dass über uns einmal gesagt werden muss: "Deine Propheten schauten dir Trug und Tünche; und sie deckten deine Schuld nicht auf, dein Geschick zu wenden, sondern sie schauten dir Aussprüche zu Lüge und Verführung." (Klaget. 2,14) Auch in 1 Kor 13 heißt es, dass sich die Liebe nicht über die Ungerechtigkeit freut, sondern sich mit der Wahrheit freut (l Kor 13.6). Die Liebe Gottes macht uns traurig über Sünden, über eigene und fremde, und führt uns dazu, alles zu tun, um die Sünden zu überwinden. Ich erwarte von meinen Geschwistern nicht, dass sie meine Sünden verstehen. Ich erwarte aber, dass sie mich auf meine Sünden aufmerksam machen und mir helfen, frei zu werden. Denn ich erwarte mir, dass sie mich lieben.

Unsere Erkenntnis ist Stückwerk. Das heißt aber nicht, dass wir auch die Stücke, die Gott uns geschenkt hat, wegwerfen sollen. Denn diese Stücke sind kostbar. Sie sind die Grundlage für das ewige, völlige Erkennen, das Gott uns in der Vollendung schenken wird. Wir können niemals sagen, wir habens, in dem Sinn, dass wir immer noch die Möglichkeit haben, von Gott wegzugehen. Darum gilt es jeden Tag, mit ganzem Einsatz der Heiligung nachzujagen, ohne die niemand den Herrn schauen wird (Hebr 12,14). Wir sind aber von Christus ergriffen (Phil 3,12) und dürfen wissen, dass wir in der Gnade Gottes leben (Röm 6,16; l Joh 3,14). Der Geist Gottes zeigt uns das an der Bruderliebe, die er uns geschenkt hat. Ebenso können nicht nur wir, sondern jeder, erkennen, ob andere Christen sind: "Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt." (1 Joh 3,10) Wer Brüder ablehnt, so wie es Stefan tut, kann nicht Christ sein. Schon gar nicht dann, wenn er sich statt dessen einer Organisation anschließt, die von Irrlehren und von Laxheit geprägt ist. Leider sündigen wir auch. Du hast recht, dass auch wir ständig überprüfen müssen wie wir leben. Deswegen suchen wir ja auch die intensive Gemeinschaft. So können wir einander ermahnen und helfen im Kampf gegen die Sünden. Wenn wir den Kampf gegen die Sünde aufgeben, geben wir das Christentum auf. Das ist auch genau- der Vorwurf, den wir den religiösen Großorganisationen machen müssen, dass sie den Kampf gegen die Sünde aufgegeben haben, wenngleich es in ihren Reihen auch etliche geben mag, die gegen etliche Sünden sehr entschlossen kämpfen. Wenn eine Organisation aber einmal so weit ist, dass sie die Sünden gar nicht mehr entschuldigt, sondern rechtfertigt, den Ehebruch nach einer Scheidung sogar amtlich absegnet, dann werden wir zum Feind Gottes, wenn wir hier mitmachen.

Wir wollen auch mit aller Entschiedenheit daran festhalten, dass wir nur durch die Gnade Gottes gerechtfertigt sind. Wenn jemand meint, durch eigene Werke vor Gott bestehen zu können, dann hat er weder sich noch Gott erkannt und ist grenzenlos hochmütig. Aber was Du, Stefanie, im Zusammenhang mit Manfred Kern über Glaube und Werke schreibst, kann nur mehr mit Verblendung erklärt werden. Es gibt keinen Werksglauben. Aber an den Werken wird der Glaube sichtbar! (Jak '1,18). Oder willst Du mit Martin Luther auch den Jakobus-Brief zur "strohenen Epistel" erklären und Dich so über Gottes Wort erheben? Du siehst noch alle falschen gottlosen Werke, die Michael tut. Anstatt ihn für seine Gottlosigkeiten zu ermahnen, verteidigst Du ihn noch und trennst wie die Gnostiker das Leben von der Überzeugung. Was nützt ihm der Einsatz, die Treue, wenn sie mit dem falschen Glauben verbunden ist? Ein Zeuge Jehovas setzt sich auch ein; aber wofür? Oder was schreibt Paulus über die Juden? "Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit Erkenntnis." (Rom 10,2) Wer so wie Du Glaube und Werke voneinander trennt, widerspricht den klaren Aussagen nicht nur des Jakobus-Briefes, sondern auch von Paulus. Bitte lies: Apg 26,21;Gal 5,6; 6,7-10; Eph 2,10;Tit 2,14;3,8. Beachte dabei, dass in Eph 2, 10 und Tit 3,8 die Ermahnung zu guten Werken in unmittelbarem Zusammenhang mit, der Errettung allein aus Gnade und nicht aus Werken steht.

Aber, wer glaubt, dem schenkt Gott die Werke; freilich nicht ohne eigene Anstrengung (Phil 2,12-13)

Gerade, weil wir nur durch die Gnade Gottes gerettet werden, schenkt Gott auch jedem, dem er seine Gnade schenkt auch die entsprechenden Werke, die entsprechende Frucht. Wenn diese Frucht fehlt, dann können wir daran auch erkennen, dass der betreffende Mensch oder die betreffende Organisation, der Gnade Gottes keinen Raum gibt. Sonst wäre die Frucht ja zu sehen. Auch wenn jemand noch jung im Glauben ist und noch nicht die volle Frucht bringt, sieht man doch die Richtung, in die jemand geht. In Gal 5,22 ist nicht von verschiedenen Früchten die Rede, sondern von einer Frucht, zu der alle im Text angeführten Eigenschaften gehören. Ich kann nicht die Freude gegen die Treue ausspielen oder die Freundlichkeit gegen die Enthaltsamkeit. Wo Gottes Geist wirkt, bringt, er diese Frucht mit all ihren Eigenschaften hervor. In diesem Zusammenhang ist auch noch Eph 5,9 zu beachten: "denn die Frucht des Lichts besteht in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit." Gerade die Wahrheit und die Liebe zur Wahrheit fehlt in sogenannt "Christlichen" Kreisen sehr weitgehend. Auch 1 Joh 3,14, wo die Bruderliebe als Kennzeichen des Christseins angeführt ist, ist hier zu beachten. 2 Kor 4,13 setzt voraus, dass der Glaubende redet. Auch die Verkündigung ist ein wesentliches Kennzeichen des Christen, eine Frucht des Hl. Geistes.

Es gibt viele Menschen, die einzelne in Gal 5 genannte Eigenschaften haben. Wenn ein Atheist freundlich und sanftmütig ist, ist das sicher sehr begrüßenswert. Aber Christ ist er deswegen keiner. Wenn ein Mormone geduldig ist und inneren Frieden verspürt, ist das gewiss nicht eine Frucht des Geistes Gottes. Denn der Mormone verehrt nicht Gott, sondern ist ein Polytheist Man kann auch all den katholischen Nonnen, die in ihren Klöstern inbrünstige Marienverehrerinnen sind, nicht Unkeuschheit vorwerfen. Aber die Frucht des Geistes haben sie trotzdem nicht.

Wo die Frucht des Geistes hervorkommt, verschwinden auch die Werke des Fleisches. In einer vom Geist Gottes geleiteten Gemeinschaft verschwinden daher Unzucht, Unreinheit, ... Zwistigkeiten, Parteiungen ... Ihr werdet wohl nicht behaupten wollen, dass es das in der evangelischen Organisation nicht gibt. Ja, aus Euren Briefen geht sehr klar hervor, dass Ihr das Werk der Parteiung und der Spaltung hervorbringt. Wenn Ihr so weiter macht, werdet Ihr den Geist Gottes nicht mehr lange haben. Denn Spalter haben den Heiligen Geist gewiss nicht (Jud 19).

Hättet Ihr vom Geist Gottes geleitet gehandelt und käme Eure derzeitige Änderung von Gott, dann hättet Ihr gewiss anders gehandelt. Ihr hättet uns von der Richtigkeit Eurer Erkenntnisse so bald wie möglich überzeugen wollen. Ihr hättet angerufen und auch Euch selbst hinterfragen lassen. Denn ein Christ ist immer bereit, seine Lehre, alles, was er von Gott zu sagen hat, von seinen Geschwistern prüfen zu lassen. (vgl. l Kor 14,29; 1 Thess 5,21). Ihr habt nicht so gehandelt. Ihr habt Eure Änderung lange verschwiegen. Auch Mathias hat am Telefon kein Wörtchen davon fallen lassen. Einer geschwisterlichen, vom Geist geleiteten Beziehung entspricht das nicht. Eine Änderung, die die Bruderliebe ankratzt, die die Treue zerstört, ist nicht von Gott.

Ruth, Du schreibst auch: "Gut ist auch, dass wir ganz geradlinig auf die Menschen zugegangen sind und verkündigt haben." Willst Du das nicht mehr tun? Wenn Ihr die anderen in ihrer Gottlosigkeit ohnehin akzeptiert, dann habt Ihr ihnen ja auch nicht mehr viel zu sagen.

Obwohl das wörtlich nicht in der Bibel steht, bezeichnest Du, Ruth, die Trennung von Irrlehrern richtigerweise auch als eine Frucht. Allerdings mit der Einschränkung, dass, wenn andere Früchte da sind und aber diese fehlt, man dann nicht sagen kann, dass derjenige kein Christ sei. Die Bibel sagt allerdings "nur", dass man einen Irrlehrer nach ein- und zweimaliger Zurechtweisung abweisen soll (Tit 3,10) und dass man Irrlehrer nicht ins Haus aufnehmen soll und auch nicht grüßen soll, und dass, wer ihn grüßt, an seinen bösen Werken teil nimmt (2 Joh 10-11). Das ist um ein gutes Stück ärger als nur nicht Christ zu sein. Wer sich nicht von Irrlehrern trennt, wird mitschuldig an dar Verführung, die sie leisten. Von Verführern sagt Jesus, dass es ihnen nützlicher wäre, wenn ihnen ein Mühlstein um ihren Hals gelegt und sie ins Meer geworfen würden, als dass sie einem von diesen Kleinen Anlass zur Sünde gäben. Wenn Stefan das in Kauf nehmen will, ist es seine Sache. Wenn Ihr das in Kauf nehmen wollt, ist es Eure Sache. Doch wir wollen Euch nicht ungewarnt ins Verderben laufen lassen. Dazu seid Ihr uns zu lieb geworden.

Ruth, Du zitierst Joh 15,2-3: »Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.« Seid Ihr schon so blind, dass Ihr nicht seht, wie sehr Euch dieser Vers betrifft? Seht Ihr nicht, wie Eure Frucht abnimmt? Seht Ihr nicht die Gefahr, weggenommen zu werden?

Es stimmt, dass das Ausmaß der Frucht bei Christen unterschiedlich stark sein kann. Das hängt sehr stark vom Gehorsam ab. Aber sicher kann ich nicht sagen, dass jemand, bei dem die Frucht gar nicht da ist, Christ ist. Wenn Du, Ruth schreibst, dass Du, wenn jemand sich nicht für den Glauben einsetzt, davon "in letzter Konsequenz sein (momentanes) Heil nicht abhängig machen" kannst, was fängst Du dann mit Stellen wie l Joh 3,1-10 an? Wohlgemerkt: Wir reden hier vorerst nur vom momentanen Heil. nicht davon, wie er sich nach der Verkündigung entscheiden wird. Merkst Du hier den Widerspruch nicht, der in Deinen eigenen Worten liegt? Einerseits zitierst Du Joh 15,2, wo Jesus sagt, dass jede Rebe, die nicht V Frucht bringt, weggenommen wird. Wenige Zeilen später schreibst Du, dass man auch Jemandem, der sich überhaupt nicht für den Glauben einsetzt, nicht das Heil absprechen kann. Wie willst Du bei einer derartigen Missachtung der Worte Jesu, die Du selber anführst, Christ bleiben wollen? Du hast bereits den gottlosen Weg Martin Luthers eingeschlagen, der schreibt: »Man kann einen Christen nicht recht nach dem äußerlichen Leben beurteilen. Denn es ist ebenso unrein und baufällig wie des Nichtchristen Leben.« Vergleicht Eure und Luthers Lehre mit 1 Joh 3 und kehrt um!!

Noch nennst Du die Großkirche falsch. Ihre Lehren hast Du bereits übernommen. Es gibt auch keinen Grund, warum man mit Euren Lehren nicht zur "Großkirche" gehören soll. Uns wundert nur, dass Du, Ruth Dich vor Deiner Taufe als Nichtchrist bezeichnet hast. Uns war das nämlich nicht so klar. Nach Deiner jetzigen Lehre hattest Du damals unrecht. Bitte lege den Maßstab, den Du im Mai an Dich angelegt hast, auch jetzt noch an Dich an. Dann wirst Du erkennen, dass Deine Lehre nicht die christliche ist.

Ruth, Du wirfst uns vor, dass wir uns in der Auslegung von l Kor 3,10-17 irren. Deine Begründung ist allerdings sehr mangelhaft. Paulus geht davon aus, dass auch diejenigen, die mit Holz, Heu oder Stroh bauen, bauen, und auch auf dem richtigen Grund bauen. Sie bauen nur mit mangelhaften Mitteln, sicher nicht ohne eigene Schuld. Aber sie bauen. Sie bauen auch am richtigen Bauwerk am richtigen Fundament. Das kann man von den "Großkirchen" nicht behaupten. Die Grundsätze der "evangelischen" Organisation "sola gratia", "sola scriptura", "sola fide" und "solus Christus" (allein aus Gnade, allein die Schrift, allein der Glaube, allein Christus) sind richtig. Nur hält sich diese Organisation nicht danach. Wer in dieser Organisation mitbaut, baut am falschen Haus. Es gibt sicher etliche, die das aus Unwissenheit tun - auch Du, Ruth, gehörtest zu denen - aber nun seid Ihr nicht mehr un-wissend. Darum handelt verantwortungsvoll .Eurem Wissen entsprechend! Verlasst. nicht die Baustelle am Haus Gottes!

Wenn Ihr betont, dass auch Christen sündigen, dass auch wir sündigen, dann ist das leider völlig richtig. Wir können unsere Sünden auch nicht damit rechtfertigen, dass andere noch schlimmer sind. Wir wissen, dass wir ganz von der Gnade Gottes abhängig sind. Aber Ihr wisst oder wusstet auch, dass wir als Christen die Kraft Gottes haben, der uns hilft, die Sünde zu überwinden, siegreich zu sein. Nur, wenn wir uns unserer eigenen Sünden bewusst sind und auch gegen sie kämpfen, bekommen wir von Gott die Autorität, das zu tun, was Micha von sich selber sagt: "Ich hingegen bin mit Kraft erfüllt durch den Geist des HERRN, und mit Recht und Stärke, um Jakob zu verkünden seine Verbrechen und Israel seine "Sünden." (Micha 3,8). Wenn wir nicht den Balken unseres Hochmuts aus unseren Augen ziehen lassen, dann fehlt uns die Autorität, den anderen auf seine Schuld aufmerksam zu machen. Ruth, bei Dir hatte ich, Josef, nicht den Eindruck, dass Du aus Hochmut heraus, andere als Nichtchristen oder Irrlehrer bezeichnet hast. Es ist nicht von vornherein Hochmut, den anderen die Wahrheit zu sagen. Es ist vielmehr Flucht vor der eigenen Verantwortung, sie dem anderen nicht zu sagen.

Stefanie, Du sagst, dass Du Dich hinfort nicht mehr über Deine Geschwister in der JG (Junge Gemeinde; Bezeichnung der Jugendgruppen in evangelischen Gemeinden, Anm. d. Red.) erheben willst. Du nennst die Menschen dort Deine »Geschwister«. Du hast in den Sommermonaten erlebt, wie eine geschwisterliche Beziehung, ein gottgewolltes Gemeindeleben - trotz aller Sünden, die Du an uns gesehen hast - aussehen kann. Du kannst nun vergleichen. ... Strebt die JG wirklich an, sich so oft wie möglich zu treffen? Wollen die Menschen dort wirklich ein Gemeindeleben, wo alles miteinander geteilt wird, alles Geistliche und alles Materielle, alle Sorgen und alle Freuden? ... Werden Unzüchtige, Habgierige und Götzendiener ermahnt und bei mangelnder Umkehr ausgeschlossen?

So sollte es sein. Aber Stefanie, Du warst lange genug evangelisch und auch bei der JG, um genau zu wissen, dass sich Deine »Geschwister« nicht so verhalten. Aber Du bist zu feig, um die Konsequenzen, die Du bereits daraus gezogen hast, aufrecht zu erhalten. Wer hat Dich dazu verführt, Deine Konsequenz als Hochmut zu bezeichnen? Hochmut ist die Haltung, die Deinen Brief prägt, in dem Du Deine Geschwister, die der Laxheit und Irrlehre nicht nachgeben wollen, meinst eben deswegen kritisieren zu müssen.

Es ist schön, Stefanie, dass Du auch jetzt noch dankbar bist, für die Gemeinschaft, die Du mit einigen unserer Geschwister haben durftest, für alles, was Du von uns gelernt hast. Wenn das stimmt, was Du schreibst, dass Du erst durch uns gelernt hast, Gott an erste Stelle zu stellen, dem Irdischen nicht nachzujagen, zu missionieren, standzuhalten, brüderlich zu lieben, usw., dann heißt das in letzter Konsequenz, dass Du erst durch die Begegnung mit uns Christ geworden bist. Wir denken trotzdem, dass Du schon vorher Christ warst. Aber Du selber gibst zu, dass Dir ganz wesentliche Bereiche des Christseins erst durch uns klar geworden sind. Du hast das, was Du auch schon früher wolltest, bei uns erstmals konkret verwirklicht gesehen und an unseren Worten und an unserem Leben Gehorsam gelernt. Du dankst uns dafür und bittest uns, daran festzuhalten. Andererseits schreibst Du, dass es uns, wenn wir so denken würden wie Du, als Gruppe gar nicht geben würde. Damit hast Du völlig recht und sprichst Dir dadurch auch Dein eigenes Urteil. Wenn wir so denken würden wie Du, dann würden wir mit der weltlichen Masse der Groß»kirchen« mitschwimmen, vielleicht manchmal wie die Made gegen den Speck protestieren, aber wir wären nicht mehr das Licht der Welt, die Stadt auf dem Berg, das Salz der Erde. Nicht nur Du, sondern auch andere hätten an unserem Beispiel nicht das lernen können, wofür Du uns so dankbar bist.

Die einzigen Menschen, die wir in eine bestimmte "Form" pressen wollen, das sind wir selber. Wir wollen immer mehr der Form ähnlich werden, die uns Jesus vorgegeben hat. Jemand anderen können wir auch gar nicht in diese Form pressen. Gott hat jedem Menschen die Freiheit gegeben, die wir ihm nicht nehmen dürfen. Wer nicht nachfolgen will, presst sich selbst in die Form eines Ungläubigen. Wir müssen das akzeptieren, wären aber sehr verlogen, wenn wir den Unglauben plötzlich als Glauben bezeichnen würden.

Sehr traurig ist auch, was Ihr in Eurer Abhandlung über die Einheit der Gläubigen schreibt. Wir wissen nicht, wie weit das alles eure eigenen Gedanken sind. Vieles sieht zitiert aus. Aber vielleicht täuschen wir uns da.

Der Satz "Diese Einheit bedeutet nicht, dass alle zu gleichen rationalen! Erkenntnissen über ihren Glauben gelangen müssen" kann nicht vor dem Lehre der Apostel, besonders l Kor 1,10 bestehen. Auch l Tim 2,4^ spricht vom Willen Gottes, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Damit sind offensichtlich auch die selben rationalen Erkenntnisse gemeint. In der einen Wahrheit kann es nicht rationale Widersprüche geben.

Die Liebe, die uns eint. ist nicht irgendein undefinierbares Gefühl, sondern das konkrete Halten konkreter Gebote Jesu. die konkrete Hingabe des Lebens an Gott und an konkrete Brüder, mit denen wir in einer konkreten Gemeinde verbunden sind.

Der Glaube hat nicht nur praktische Inhalte wie "Bibel lesen, Sündenbekenntnis, Taufe, Abendmahl, Gebet" sondern auch konkrete rational erkennbare Inhalte. Der christliche Glaube macht Aussagen über Gott, über sein Wesen, seine Beziehung zu uns Menschen, über Erlösung, über die Gemeinde. Auch in diesen Aussageinhalten schenkt Gott uns Einheit. Die von Euch genannten Inhalte werden in allen großen Konfessionen - sicher mit unterschiedlicher Intensität - praktiziert. Trotzdem gibt es keine Einheit unter ihnen.

Apg 4,32 stellt nicht nur fest, dass die Gemeinde ein Herz und eine Seele war. Diese Stelle zeigt auch konkrete Auswirkungen dieser tiefen Einheit auf: "und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam."

Was die unterschiedlichen Meinungen betrifft, die es in neutestamentlicher Zeit gab, so möchten wir Euch wieder auf unsere Abhandlung über Einheit hinweisen, die Ihr leider nicht gut studiert habt. Wenn es die Problematik vom Röm 14 heute nicht mehr gibt, dann kann das trotzdem nicht heißen, dass wir Irrlehren und falsche Praxis heute so dulden dürfen, wie die damaligen Christen die Schwachen im Glauben, die die Speise- und Festvorschriften des jüdischen Gesetzes noch nicht ablegen konnten, dulden mussten. Diese Vorschriften standen ja im AT und waren einmal der Wille Gottes gewesen. Die heutigen Abweichungen von der neutestamentlichen Lehre waren nie Wille Gottes und können daher auch nicht geduldet werden.

Ganz im Widerspruch zu Euren Briefen steht das, was Ihr in Eurer Abhandlung über die Einheit der "Kirchen" schreibt. Euren Briefen kann man noch entnehmen, dass Ihr die Großkirchen noch als falsch seht. In der Abhandlung beruft Ihr euch auf den Maltabericht, in dem es um die Einheit zwischen eben diesen Großkirchen geht. Richtig utopisch und naiv liest sich der Satz "Viel Arbeit wird notwendig sein, um z.B. das katholische Dogmennetz aufzulösen." Warum glaubt Ihr, dass dieses Dogmennetz, dass in Jahrhunderten geflochten wurde, immer noch besteht? Denkt Ihr, dass Gott nie versucht hat, diese Organisation zu verändern. Was Gott in Jahrhunderten nicht gelungen ist, wird auch heutigen Menschen nicht gelingen. Und wenn ein Teil des Dogmennetzes zerstört wird, dann nur, um durch eine andere Irrlehre ersetzt zu werden. Vom Dogma der ewigen Hölle hört man in der katholischen Organisation nicht mehr viel. Ein Dogma mit richtigem Inhalt wurde zwar nicht offiziell aufgehoben, aber im allgemeinen Bewusstsein verdrängt. Die Irrlehre der Allversöhnung hat dieses Dogma ersetzt. In anderen Punkten wurde sogar vom "modernen" II. Vatikanum der Katholizismus im negativen Sinn verschärft. Dort werden etwa die Bischöfe als "Hohepriester" bezeichnet.

Nur mehr als verlogen und unehrlich kann man Euren Satz bezeichnen: »Sehr ernst müssen wir die Aufforderungen der Schrift nehmen, die von der unbedingt notwendigen Trennung von Ungläubigen inklusive Irrlehrern sprechen ... Woran aber kann ich einschätzen, dass ich es mit einem Irrlehrer zu tun habe?« Einerseits zu sagen, dass man eine Stelle ernst nehmen will, und gleich darauf zu behaupten, man könne das nicht und sich dabei hinter einem unbiblischen Agnostizismus zu verstecken kann nur mehr als verlogen bezeichnet werden, ein Sich-Hinwegsetzen über Gottes Wort. Seid doch so ehrlich und schreibt, dass Ihr der Schrift nicht gehorchen wollt! 2 Joh 9-11 ist wohl eindeutig: »Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht!« Die Katholiken, die Orthodoxen, die Evangelischen, die Freikirchler, sie sind in ihren offiziellen Lehren weitergegangen. Sie haben Gott nicht. Trennt Euch wieder von diesen gottlosen Gruppen, damit Ihr wieder die Autorität bekommt, den Menschen, die von diesen Organisationen gefangen sind, auf die Wahrheit aufmerksam zu machen, um ihnen zu helfen, aus diesen Fesseln frei zu werden!

Ihr schreibt, dass die evangelische Kirche soviel Freiheit lässt, Gemeinde ohne falsche Traditionen zu leben. Kann eine Organisation noch eine Kirche sein, die es noch zulässt, dass es in ihren Reihen (nebst vielen anderen Dingen) auch Gemeinden ohne falsche Traditionen gibt? Das ist keine Kirche; das ist ein Allerweltsverein! Und so einen AIlerweltsverein als Kirche anzuerkennen, ist bereits eine falsche Tradition! In der Bibel ist dergleichen nicht zu finden, überdies ist uns keine evangelische Gemeinde bekannt, die etwa auf einen Pfarrer verzichtet oder sich konsequent weigert, Kinder zu taufen, wo eine christliche Erziehung nicht erwartet werden kann. Aber vielleicht wisst Ihr da mehr. In Ostdeutschland habt Ihr uns nichts davon erzählt.

Eure Auslegung von Mt 18,15-18 ist zwar interessant, widerspricht aber anderen neutestamentlichen Stellen und auch der gesamten frühchristlichen Tradition. Gewiss hat sich Jesus - im Gegensatz zu seinen pharisäischen Zeitgenossen - besonders um die Sünder und Zöllner angenommen (um Heiden nur in Ausnahme fällen - vgl. Mt 15,24). Man könnte nun meinen, dass Jesus will, dass man sich den unverbesserlichen Sündern, die nicht einmal auf die Mahnung durch die ganze Gemeinde gehört haben, besonders zuwenden soll. Selbst diese Deutung würde die Praxis aller großen und zahlreicher kleiner religiöser Gruppierungen wiederlegen. Denn dort wird niemand vor der gesamten Gemeinde ermahnt. Die Sünder werden auch nicht einer besonderen "Erziehung" unterzogen. Man weiß ja oft gar nichts von der Sünde, der "Bruder" ist mir ja fremd. Und wenn man um die Sünde weiß, wird sie letztlich auch akzeptiert. Man will ja niemanden vor den Kopf stoßen.

Aber trotzdem können wir Eure Deutung nicht übernehmen. Jesus ist hier auf dem jüdischen Hintergrund seiner Zeit zu verstehen. Für einen Juden war klar, dass ein Heide oder ein Zöllner nicht zur Gemeinde gehört. Ebenso klar sollte nach den Worten Jesu sein. dass ein unbelehrbarer Sünder nicht zur Gemeinde gehört. Jesus bedient sich hier der Sprachregelung seiner Zeit. so wie auch wir heute Sprachregelungen verwenden, die in einer gewissen Spannung zum eigenem Verhalten stehen. So kann jemand sagen: "XY pickt sich die Rosinen aus dem Kuchen." obwohl für ihn die Kuchenmasse das bessere ist / Die übertragene Bedeutung dieses Satzes lässt ihn gar nicht mehr an den Wortsinn denken, überdies ist dem NT auch nicht zu entnehmen, dass Jesus sich Sündern, die an ihren Sünden festgehalten haben, sehr lange gewidmet hat. Die Pharisäer gaben den Sündern von vornherein keine Chance. Jesus gab ihnen diese Chance. Aber er hat mit ihnen gewiss nicht lange über diverse Banalitäten des Alltagslebens geredet. Er gab ihnen Hilfestellung zur Umkehr. Wer diese Hilfestellung nicht nützen wollte, der war mit Jesus nicht lange zusammen. Aber denen, die umkehren wollten, öffnete Jesus den Weg zu Gott. Wer in der Gemeinde auf wiederholte Mahnung nicht hört, zeigt dadurch ja auch seinen mangelnden Willen zur Umkehr. Und hier kann ihm nur das Bewusstsein des Nicht-dazu-gehörens noch helfen. Bitte denkt das durch! Dann werdet Ihr auch keine Spannung zu 1 Kor 5,13 sehen. Binden und Lösen bezieht sich dann offensichtlich auf den Sünder, nicht nur auf die Sünden. Der unbelehrbare Sünder hat sich so weit mit seiner Sünder identifiziert, dass die Abkehr von der Sünde nicht ohne die Abkehr vom Sünder möglich ist. Nach Strack-Billerbeck, Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, Bd. I, S. 738 bedeutete "binden" und "lösen" im jüdischen Sprachgebrauch das Verhängen und das Lösen des Bannes, das heißt des Gemeindeausschlusses. Es ist nicht zu erwarten, dass Jesus diesen Fachausdrücken eine neue Bedeutung unterlegt; erst recht nicht wenn der Zusammenhang auch vom Gemeindeausschluss spricht. In Mt 16.19 ist der Zusammenhang allerdings ein anderer.

Sehr traurig ist auf jeden Fall, dass Ihr Euch auch hier wieder über das Wort Gottes stellt, wenn Ihr schreibt: "Oder setzte bereits hier menschliche, falsche Tradition ein, die abweicht von Jesus, seinen Worten? Wir wissen es nicht." Wenn Ihr bereits so weit weg von Gott seid, dass Ihr nicht mehr wisst, ob die Paulusbriefe verlässlich sind, dann ist es wirklich höchste Zeit, umzukehren. Wir wissen noch," dass man sich über Gottes Wort nicht erheben darf. Gott lässt seiner nicht spotten.

Immer wieder ist in Euren Briefen festzustellen, dass Ihr Euch ganz locker über das Wort Gottes hinwegsetzt. Werdet Euch doch Eures Hochmuts bewusst, der hinter Euren Gedanken steckt!

Demütigt Euch unter die mächtige Hand Gottes, damit er Euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft; den er ist besorgt für euch. (1 Petr 5,6-8)

Wir hoffen, dass Euch dieser Brief eine Hilfe sein kann, den rechten Weg wieder zu finden. Wir bitten auch Gott, dass er Gottfried und Maria, wenn sie zu Euch kommen, die richtigen Worte gibt, um Euch noch helfen zu können.

Wenn Eure Worte der Dankbarkeit für alles, was Ihr bei uns gelernt habt, ernst gemeint sind, dann hört auf das, was wir Euch schreiben und was Gottfried und Maria Euch zu sagen haben. Nehmt Euch die Mühe und prüft alles genau an der Schrift. Demütigt Euch vor Gott und lasst Euch von neuem die Abscheu vor aller Bosheit schenken, Kampfbereitschaft gegen Irrlehren und pseudochristliche Institutionen! Lasst Euch von Gott alle Angst vor der Zukunft und alle Feigheit nehmen! Bittet Gott, dass er Euch durch und durch ehrlich macht! Denn Eure Briefe zeugen nicht von Wahrheitsliebe.

Stellt Euch wieder Gott zur Verfügung! Dann kann er Euch als seine Werkzeuge gebrauchen und mit Euch Gemeinde bauen. Dann kann er Euch mit anderen Christen in Eurem Land zusammenführen. Dann kann er Euch dazu verwenden, das ewige Leben an Suchende weiterzugeben, Sünder zur Umkehr rufen. Doch vorher müsst Ihr selber umkehren.

Wir Christen in Österreich - auch die, die Euch nie gesehen haben - haben Euch in unser Herz geschlossen. Wir alle wollen, dass die geschwisterliche Einheit bleibt. Diese Einheit kann politische Grenzen ohne weiteres überwinden, niemals aber die Grenze der Wahrheit.

Gott segne Euch!

(Vielzahl von Unterschriften)