Wie christlich sind die Lehren der Christen?

Natürlich ist christliche Unterweisung ohne Schulen, Dogmen, Katechismen und Theologie möglich. Dennoch ist die Frage schwer zu beantworten, was die Christen als falsche Lehre im Gegensatz zum richtigen Befolgung der Bibel ansahen. Auch wenn sie einen „Lehr-Ordner“ besaßen, in dem (wie sich die ehem. Mitglieder erinnern) „bestimmte Moralvorstellungen, theologische Lehren und Kritik an den Kirchen niedergeschrieben waren“, meinten einige von ihnen, dass es sich „nicht um wirklich wichtige Dinge gehandelt hat“. Vor 10 Jahren erwähnte ich lobend, dass die theologischen Bücher anderer Religionen in ihren Schränken standen, aber nach Aussagen verschiedener Mitglieder dienten sie nur dazu, um besser gegen diese argumentieren zu können. „Wir akzeptierten die Lehre von der Trinität in der Katholischen Kirche, aber nicht die Kirche selber. Wir betrachteten sie nicht als Kirche Christi.“ kommentiert Aranka. Auf die Frage, ob sie jemals jemanden als echten Christen anerkannten, der vielleicht nicht die rechte christliche Lehre vertrat, aber zumindest eine Person wie Mutter Theresa darstellte, antworteten sie: „Die allgemeine Auffassung war, dass jemand, der nicht Mitglied der Gemeinschaft ist, kein echter Christ sein kann“. Aber einige fügten hinzu „Wir wissen natürlich sehr gut, dass wir nicht wirklich leben wie die ersten Christen“. Im weiteren Gespräch wurde der Punkt noch präzisiert: Es wurde deutlich, dass die Trennung von der Welt in der Gemeinschaft nicht so sehr erwähnt wurde wie die Warnung, nicht die Fehler der christlichen Kirchen zu wiederholen.[1] Es war weniger die niedergeschriebene Lehre, die wir vermissten, sondern dass eher „die Konzepte zu flexibel und nicht einheitlich gebraucht wurden, was uns geschadet hat“ (Albert). Sie meinten alle, dass ihre Lehren nüchterner waren als fundamentalistische oder liberale Lehren. Sie bemängelten eher, dass „die Themen übermäßig intellektuell waren. Sie diskutierten viele Themen, die mit dem realen Leben nichts zu tun hatten (zum Beispiel die Datierung der Bücher im Alten Testament), während „die Bedeutung der richtigen Gesinnung“ selten thematisiert wurde. Einige Mitglieder meinten, dass „wir bei der Auswahl bestimmter Themen (z. B. der Christologie) vor allem auf die Widerlegung falscher Lehren fixiert waren“ (R. aus Österreich). Und einige sagten, dass es anstelle der Belehrungen „besser gewesen wäre, die Demut des Herzens, die Liebe zu Gott, Gehorsam und Gerechtigkeitsliebe zu betonen“ (Aranka). Antal und andere meinten, dass die Lehre in Bezug auf christliche Vollkommenheit, den Prozess der Heiligung, Dinge, welche die Kirche betrafen (z. B. Unfehlbarkeit) unausgereift war. Und ein österreichischer Bruder bemerkte, dass die Macht der Gnade und Erlösung weniger betont, während auf Taten und Leistung mehr Wert gelegt wurde.

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[1] „Wir übernahmen von anderen Religionen, was wir als richtig ansahen und zeigten, worin wir mit ihnen übereinstimmten. Aber später drifteten wir in die Richtung ab, dass wir viel weniger Menschen das Christsein zusprachen, als es wirklich waren. Gottfried studierte katholische Theologie und das beeinflusste ihn und durch ihn auch uns. Zum Beispiel übernahmen wir die Lehre von der Dreifaltigkeit wortwörtlich aus einer katholischen Lehrschrift“ (Albert).

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