Wie kann man sich verhalten?

Für den Umgang mit einem Angehörigen in der Holic-Gruppe muss man zwischen drei bis vier Phasen bei ihm unterscheiden:

  1. Die Phase des Kennenlernens der Gruppe
    Es gibt erste Kontakte des Angehörigen mit der Gruppe, aber er fühlt sich noch nicht als festes Mitglied und identifiziert sich noch nicht mit ihr, sondern fragt sich, ob die Gruppe das Richtige für ihn ist. Hier besteht noch eine gewisse innere Distanz zur Gruppe und der Angehörige ist auch bereit, kritische Informationen zur Kenntnis zu nehmen. Über die Gruppe und ihre Anhänger wird in der Regel in der dritten Person gesprochen („Sie machen das…, Bei ihnen …“). Diese Phase kann allerdings sehr kurz sein (einige Tage bis wenige Wochen). In ihr wirkt der Angehörige nicht so auffällig, dass man sich Sorgen macht. Deshalb erkennt man eine Sektenproblematik in dieser Phase nur in den seltensten Fällen. Meistens sieht man erst in der folgenden Phase der Faszination Handlungsbedarf, wenn die Veränderungen beim Angehörigen wirklich auffällig werden. Das ist normal und verständlich und kein Grund, sich Vorwürfe zu machen.
  2. Die Phase der Faszination von der Gruppe
    Der Angehörige empfindet sich als festen Bestandteil der Gruppe und ist begeistert, endlich das gefunden zu haben, was er so lange gesucht habe. Hier bemerkt man bereits deutliche Zeichen des Fanatismus. Man spürt es daran, dass auf kritische Argumente emotional und aggressiv reagiert wird oder sie gleich vom Tisch gewischt werden ("Wir wissen, was es über uns für Lügen gibt"). Ein deutliches Zeichen, wie stark sich derjenige bereits mit der Gruppe identifiziert, ist der Wechsel von der dritten in die erste Person: „Wir machen das…, Bei uns …“.
  3. Die Phase des Ausschlusses von der Gruppe
    In diese Phase gerät jemand, der gegen seinen Willen von der Gruppe ausgeschlossen wurde. Ausführlich wird diese Phase im Abschnitt „Strafen – Ausschluss“ beschrieben. Da die Gruppe sehr großen Wert auf die gelebte Gemeinschaft legt, ist ein Auszug des Betroffenen aus der Wohngemeinschaft (das heißt eine von der Holic-Wohngemeinschaft abweichende Wohnadresse) ein deutlicher Hinweis auf einen Ausschluss oder auch ein freiwilliges Verlassen der Gruppe. Weil der Ausgeschlossene auf eine Wiederaufnahme hofft, vermeidet er weiterhin den Kontakt zur Familie und früheren Freunden sowie zu anderen ausgeschlossenen oder ehemaligen Mitgliedern.
  4. Die Phase der inneren Distanzierung von der Gruppe
    Wenn jemand aus eigenem Entschluss die Gruppe verlässt, überspringt er dabei die dritte Phase. Gegen ihren Willen Ausgeschlossene benötigen erst einen Prozess der Selbstfindung und inneren Befreiung, der auch über mehrere Jahre gehen kann, um in diese Phase der Distanzierung zu gelangen. Hier ist der Betroffene dann interessiert, Kontakt zu anderen ehemaligen Mitgliedern und seinen Verwandten zu bekommen. Er sieht einen großen Teil des Lebensmodells und der Theologie der Holic-Gruppe kritisch, hat aber auch für einige Teile nach wie vor Sympathie. Auch in der Sprache spürt man die Distanzierung: Man spricht wieder in der dritten Person („Bei ihnen…“ oder „In der Gruppe…“) oder mit zeitlicher Distanzierung („Damals haben wir...“). Während der Anfang dieser Phase noch sehr von der Auseinandersetzung mit Lebensweise und Theologie der Holic-Gruppe sowie der Aufarbeitung des dort Erlebten geprägt ist, tritt später eher die eigene Lebensplanung und –gestaltung in den Vordergrund.

Für den richtigen Umgang mit dem Betroffenen muss man wissen, in welcher Phase er sich befindet. Was in der einen Phase sinnvoll und ratsam ist, kann in einer anderen Phase völlig kontraproduktiv sein. Während der Ausschluss und der eigene Austritt klare Zäsuren darstellen, ist der Übergang von der Kennenlern- zur Faszinationsphase und von der Auschluss- zur Phase der inneren Distanz durchaus fließend. Und natürlich entwickelt und verändert sich der Einzelne auch innerhalb einer Phase. Hinweise zum unterschiedlichen Verhalten in den einzelnen Phasen finden Sie auf den folgenden Seiten (siehe Menüleiste).