Die Beziehungen zur Umwelt

Von der Umgebung kapselt man sich radikal ab, auch die Beziehungen zu Verwandten, die nicht in der Sekte bzw. nach ihrer Lehre mitleben wollen, werden stark eingeschränkt oder abgebrochen. Das kann auch dahin führen, dass Ehen aufgespalten werden, wenn der Partner nicht ebenfalls der Gruppe beitreten will. In Prag wurde eine Mutter nach Berichten ehemaliger Mitglieder sogar dazu gedrängt, ihre minderjährigen Kinder zu verlassen, um ganz in der Gruppe leben zu können. Ehemaligen Freunden und Verwandten begegnet man sehr kalt und abweisend, was aber mitunter auch gespielt ist, um die anderen "zur Umkehr zu bewegen". Im Inneren schmerzt den Holic-Anhänger ein derartiges Verhalten dennoch ab und an. Er wird aber dazu angehalten, das nicht nach außen zu zeigen: "Du darfst nie deine Gefühle anderen zeigen." (Zitat Gottfried P.). Abgelehnt wird auch der bisher normal übliche Körperkontakt wie Umarmen oder Drücken. Diese Mauer, die sie um sich errichten, stellt eine Art Selbstschutz dar, um (wie an anderer Stelle geschildert) nicht wieder durch die dabei aufkommenden Gefühle schwankend gemacht zu werden. Tröstend klingt in ihren Ohren dabei die Verheißung: "Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben." (Mk 10, 29f) Durch die Erfahrung der Gemeinschaft in der Gruppe fühlen sie dieses Versprechen an sich bestätigt.

Diese Distanz zur sündigen Umwelt findet anscheinend manchmal dort ihre Grenze, wo es ums Geld geht. Anhänger, die ansonsten jeden engeren Kontakt mit den Eltern ablehnen, scheuen sich mitunter nicht (teilweise von den "Älteren Geschwistern" gedrängt), recht massive Forderungen nach Unterhaltszahlungen zu stellen. Auch wenn sich ein Gruppenmitglied z. B. weigerte, beim Begräbnis eines Verwandten zu erscheinen (er hat sich ja trotz des Missionierungsversuches nicht für die "Wahrheit" entschieden), so kam dann doch nachher die Frage, ob man denn etwas von ihm geerbt habe. Ebenso machen Verwandte mitunter die Erfahrung, dass der Kontakt mit ihnen nur dann gesucht wird, wenn man Geld oder andere materielle Dinge haben möchte.

Frühere Aktivitäten, wie z. B. das regelmäßige Spiel in einem Instrumentalkreis oder soziale Aktivitäten für Behinderte, werden abrupt beendet. Begründet wird dies mit der Abkehr von der sündigen Welt und weil man sich mit diesen anderen Menschen "geistlich nicht mehr versteht". Die Außenkontakte sind vor allem auf die Mission und Mitgliederwerbung ausgerichtet. In der Sekten- und Weltanschauungsarbeit hat sich dafür der Terminus "Außenkontakte sind vom Gruppenegoismus bestimmt" eingebürgert.

Bisherige menschliche Beziehungen werden negiert. Man hätte für die eigenen Verwandten keine größere Verantwortung als für alle anderen, dürfe sie also nicht vorziehen.

Die sie umgebende Umwelt wird für Holic-Anhänger zunehmend uninteressanter (Freunde beschreiben es als "geistige Abwesenheit"), das Denken und Reden dreht sich zunehmend um den Glauben oder die Bibel, in der auch ständig gelesen wird. Ein Gespräch außerhalb dieses engen Themenfeldes fällt sehr schwer. Bei der Diskussion über religiöse Fragen fallen sie durch Fanatismus und Intoleranz auf. Alle anderen bisherigen Lebensziele und Aktivitäten des Einzelnen verblassen hinter dem Anspruch der Gruppe. Da sich die Umwelt durch das zunehmend arrogante Verhalten des Sektenmitglieds in der Regel von diesem abzuwenden beginnt, wird es um so stärker wieder auf die Gruppe fixiert.