Positive Erfahrungen in der Gruppe

Sehr häufig wird die intensive Gruppenatmosphäre erwähnt. Man hat sie als familiäre Geborgenheit erfahren, als ein Zusammenhalten und mitunter auch als Fluchtburg vor einer als kalt empfundenen Umwelt. Positiv wird die erfahrene Gütergemeinschaft und die Bereitschaft zum Helfen und Teilen erwähnt, aber auch das Bemühen, nicht nur zu denen Beziehungen aufzubauen, die einem persönlich sympathisch waren. Die intensiven geistlichen Gespräche, die in dieser Gruppenatmosphäre möglich waren, wurden sehr geschätzt. Ebenso wurde die flache Hierarchie als sehr angenehm empfunden. In den Blogs wird mitunter geklagt, dass man diese intensive Gemeinschaft außerhalb der Gruppe nicht mehr erlebt hat und sie auch noch Jahre später vermisst. Relativ selten wird dabei reflektiert, dass diese intensive Gemeinschaft durch den Verzicht auf Partnerschaft/Ehe und persönliche Freundschaften sowie die Minimierung der persönlichen Beziehungen zu Nicht-Gruppenmitgliedern erkauft war. (Wo die Außenkommunikation eingeschränkt wird, verstärkt sich automatisch die Binnenkommunikation.)

Eher positiv wurde auch das Ideal eines einfachen und engagierten Lebensstils gesehen, selbst wenn man mitunter einzelne Regeln hinterfragt. Ebenso empfanden sie das intensive religiöse Leben grundsätzlich als eine gute Sache und hätten nur Anfragen an einzelne Formen und Ausprägungen.

Bei den anderen Themen sind die Meinungen schon geteilt. Der Zwiespalt kommt vor allem in der Rubrik „Gute Theorie – schlechte Umsetzung“ zur Sprache. Evtl. spielt dabei auch der zeitliche Abstand zur Mitgliedschaft eine Rolle: Je länger jemand nicht mehr in der Gruppe ist, umso distanzierter (und damit oft auch kritischer) sieht er die Dinge.

Einige fanden es richtig, auf die Verfehlungen des anderen Gruppenmitglieds zu achten und es zu ermahnen. Sie sahen es als Ausdruck der Sorge um das Heil des anderen und eine Hilfe zu dessen Bekehrung. Andere empfanden es eher als Überwachung und Einmischung.

Während es einige durchweg begrüßten, dass man sich um die Reinheit der Lehre und die Abgrenzung gegenüber Irrlehren bemüht, sahen das andere vor allem als Engführung.

Das betrifft auch das Ideal der „reinen Gemeinde“. Während es einige schätzten, in einer homogenen Gemeinschaft engagierter Bekehrter zu leben, störten sich andere an dem daraus resultierenden Gruppendruck und der Ausschlusspraxis.

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