Was gab Ihnen Kraft und Lebensmut in den Monaten nach dem Ausschluss?
- Persönliche Freiheit. Leider gab es in meinem Fall viele schmerzvolle Momente nach dem Ausschluss, dennoch hatte ich die FREIHEIT, mich für die Dinge zu entscheiden, die ich wirklich wollte. Ich arbeitete also. Es ist gut, dass ein Ausgeschlossener nicht allein ist, ohne jemanden oder ohne etwas zu tun. Das fördert nur negative Gedanken. Das wichtigste ist also, dem Ausgeschlossenen das Gefühl zu vermitteln, dass er nicht allein ist. Ein guter Hinweis in Ihrer Webseite: ihn einzuladen, etwas zusammen zu tun, mit anderen Leuten.
Glücklicherweise begann ich schon zu arbeiten, bevor ich die Gemeinschaft verließ. Deshalb hatte ich etwas Geld auf dem Konto. Ich kann mir vorstellen, dass einige von denen, die in der Gemeinschaft waren, finanziell nicht abgesichert sind. Sie können sich selbst in einem Chaos wieder finden, ohne persönliche Unterstützung von außerhalb (z. B. könnten sie fern von ihrer Heimat in der Gemeinschaft gelebt haben und ausgeschlossen worden sein). Vielleicht haben sie auch keinen Arbeitsplatz. In solchen Situationen ist es natürlich gut, wenn Eltern/Verwandte/Freunde ihr Bestes geben könnten, um deutlich zu machen, dass ihr Haus immer offen ist und sie ihnen helfen wollen.
- Meine Zukunftspläne haben auch eine wichtige Rolle in meiner "Heilung" gespielt, glaube ich. Es kommt mir vor, dass ich einen 2 Jahre langen Traum hatte und jetzt wieder weiterlebe. Ich habe wieder Ziele und Wünsche, die ich zum Großteil auch mit meinen Eltern geteilt habe oder auch zusammen geplant. Eine große Änderung hat gut getan: Umzug, Kündigung, und ich habe auch fast all meine alten Kleider zur Sammlung gegeben. :) Und ein bisschen Verwöhnen: den kleinen Wünschen nachzugehen, die jetzt keine Sünde mehr sind (wie Kaffee und Schokolade zum Beispiel..) Ich weiß, dass ich auch in der Gefahr war, damit zu weit zu gehen, und Dinge zu machen die ich später bereut hätte, aber ich war mir zum Glück dessen bewusst und habe nichts Dummes gemacht. Ich habe auch Trost/Gemeinschaft von Menschen gesucht, die vielleicht nicht so vertrauenswürdig waren, aber auch das bemerkt und rechtzeitig gestoppt. Da hat es sicher geholfen, dass meine Eltern und meine beste Freundin sich so viel Zeit für mich genommen haben, weil allein zu sein war unerträglich (dann kamen die alten Erinnerungen und Zweifel ob ich jetzt doch eine abgefallene Christin bin). Sie haben mich auch gewissermaßen "gewarnt" und in eine gute Richtung unterstützt: einmal hat mir meine beste Freundin gesagt: „Mach alles was du dir wünscht, aber halte dich nur fern von fremden Männern.“ Die Einsamkeit war manchmal so furchtbar dass es ein paar Mal wirklich eine Versuchung war, einfach irgendjemanden zum Trost zu suchen... aber ich wusste dann doch, dass ich lieber mit ihnen bin und rede, die ich kenne und die mich kennen und auf die ich völlig vertrauen kann.
- Gott
Die personale Beziehung zu Gott.
Die Überzeugung, dass ich nicht Gott verlassen möchte, sondern mein bestes tun will, Ihn zu suchen und mit Ihm zu leben.
Viel Gebet, besonders Lobpreis und Danksagung (Hebr 13, 15), Das Lesen und Hören der Bibel und der christlichen Lieder aus der Gemeinschaft. Am Anfang war ich überhaupt nicht in der Stimmung zu singen, aber es war für mich beruhigend, die Lieder zu lesen, die wir in der Gemeinschaft hatten.
Geholfen hat mir auch der Gedanken, dass der schlimmste Fall (der Ausschluss) bereits eingetreten ist. Deshalb gab es keinen Grund mehr, davor Angst zu haben. Geholfen hat die Hoffnung, dass die Dinge geklärt werden können und ich in die Gemeinschaft zurück kehren könnte.
Hilfreich war für mich die Erinnerung an meine Beziehung mit Gott und meine Begegnungen mit ihm von Anfang an, also auch vor der Zeit in der Gemeinschaft.
Ich würde den Ausgeschlossenen ermutigen, nach einer persönlichen Beziehung zu Gott zu suchen auf der Grundlage der Bibel, unabhängig von der Gemeinschaft/Gruppe. Und in Bezug auf die Kirche: nach Gottes Führung zu suchen.