Tipps für die Phase des Kennenlernens

Sie beginnt mit dem ersten Kontakt zur Gruppe. In dieser Phase hat der Betroffene bei aller Sympathie für die Gruppe doch noch eine gewisse innere Distanz. Er ist offen für kritische Anfragen.

Wie bei allen Sekten sollte in dieser Phase zuerst die Information stehen, die dem Betreffenden die Möglichkeit einer eigenverantworteten freien Entscheidung gibt. Das Wissen, wodurch eine Gruppe sektiererischen Charakter annimmt, mit welchen Methoden Sekten allgemein ihre Mitglieder werben und welche Gefahren es in diesem Zusammenhang gibt, sollte zur Allgemeinbildung gehören. Dieser Information will auch diese Seite in Bezug auf die Holic-Gruppe dienen.

Verabreden Sie mit Ihrem Angehörigen deshalb ein »ritualisiertes« Gespräch, für das Sie konkrete Absprachen treffen: Jeder lässt den anderen aussprechen und versucht vorbehaltlos zuzuhören. Sorgen Sie für eine ungestörte und vor allem sachliche Atmosphäre.
Lassen Sie Ihren Angehörigen zuerst sprechen. Bitten Sie ihn um seine Darstellung, was er in der Gruppe an Positivem gefunden hat. Sie werden dabei erfahren, was ihm in seinem bisherigen Leben gefehlt hat (Partnerschaft? Freunde? Bestätigung? Antworten auf Sinn- und Existenzfragen?...). Können Sie oder andere an dieser Stelle Hilfe und Alternativen bieten?
Vermeiden Sie persönliche Angriffe und Schuldzuweisungen und versuchen Sie, Ihre eigenen Gefühle im Griff zu haben. Es kann z. B. leicht passieren, dass Ihr Angehöriger harte, verletzende (und in der Regel ungerechtfertigte) Kritik an Ihrer Lebensführung und Ihrem vermeintlich zu laschem Christsein übt. Es kann sein, dass er dabei eine gewisse Überheblichkeit, Selbstgerechtigkeit und Arroganz ausstrahlt. Es bringt aber keinem etwas, wenn Sie in dieser Situation ebenso emotional reagieren und sich ein Konflikt aufschaukelt.

Erzählen Sie Ihrem Angehörigen, was Sie an ihm und seinen Veränderungen irritiert und beunruhigt. Durchaus möglich und sinnvoll sind dabei Ich-Botschaften: „Mir fällt auf, dass Du oft so traurig schaust.“ Vermeiden Sie dabei aber direkte Vorwürfe oder Aussagen, die eher ihre eigenen Bedürfnisse ausdrücken, wie z. B. „Wie kannst du nur so viel Zeit mit dieser Gruppe zubringen wollen und nicht mit uns? Was haben wir nicht alles für dich getan?“ Für einen Holic-Anhänger wäre das ein Ausdruck des von ihm verachteten Selbstmitleids.

Sagen Sie, dass Sie besorgt sind und benennen Sie die Risiken, die Sie sehen.

Eine Hilfe für Menschen, die gerade auf dem Weg in die Gruppe sind, aber noch Zweifel haben, stellt das Gespräch mit ehemaligen Mitgliedern dar. Sie kennen aus ihrer eigenen Erfahrung am besten die Probleme und Schwachstellen der Gruppe. Entsprechende Kontakte können die Weltanschauungsbeauftragten vermitteln.

Hilfreich ist es, wenn Sie Ihrem Angehörigen in dieser Phase ermöglichen, dass er eine gewisse Zeit ohne Einfluss von der Gruppe (weder durch Besuche noch Telefon/Mail) über alles nachdenken kann. Allerdings muss dies freiwillig geschehen. Von Zwangsmaßnahmen (wie dem Wegnehmen des Handy) ist deutlich abzuraten. Sie verletzen nicht nur die Würde Ihres Angehörigen, sondern können eher zur verstärkten Identifizierung mit der Gruppe beitragen.

Obwohl die Eingriffsmöglichkeiten in dieser Phase sehr erfolgversprechend sind, muss man doch wissen, dass der Angehörige in dieser Phase relativ unauffällig wirkt. Deshalb macht man sich in der Regel keine Sorgen und sieht auch keinen Grund, aktiv zu werden. Dazu kommt, dass die Gruppe keinen eigenen Namen hat, so dass man aus den Erzählungen seines Angehörigen nicht schließt, dass dahinter eine Organisation oder Sekte steckt. Deshalb sieht man in dieser Phase so gut wie nie einen Handlungsbedarf, sondern wird erst aufmerksam, wenn die drastischeren Merkmale der nächsten Phase auftreten. Auch das passiert den meisten Familien und ist kein Grund, sich Vorwürfe zu machen.