Untersuchung

Es kam zu einer Untersuchung, wie durch folgende Zeitungsartikel dokumentiert wird:

 


Sächsische Zeitung, 10./11.10.98:

Untersuchung gegen Sparkassenchef

Bautzen. Der Vorstandsvorsitzende der Bautzener Kreissparkasse, Peter G., muss sich im Zusammenhang mit seiner Mitgliedschaft in der Sekte „Universale Kirche" in den nächsten Tagen einer Anhörung stellen. Ein entsprechender Auftrag erging jetzt vom sächsischen Finanzministerium an das Regierungspräsidium Dresden. Der Verwaltungsrat der Kreissparkasse, der gestern tagte, sieht bis zum Abschluss des Verfahrens „keinen Handlungsbedarf, da wir eine Vorverurteilung von Herrn G. ablehnen". Das sagte dessen Vorsitzender, der Bautzener Landrat Horst Gallert (CDU), in einem SZ-Gespräch.

 


Constanze Knappe im Bautzener Boten, 9.10.98

Landrat sieht derzeit keinen Handlungsbedarf
Zu den Vorwürfen gegen Peter G., Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Bautzen

Seit der vergangenen Woche steht Peter G., Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Bautzen, im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Anlass dazu gaben die beiden Magazine „Aktenzeichen D" (ZDF) und „Brisant" (mdr) mit ihren Berichten darüber, dass der Vorstand der Bautzener Kreissparkasse als Priester einer amerikanischen Sekte aktiv sei. In einer eilends einberufenen Pressekonferenz am Montagnachmittag nahmen sowohl Landrat Horst Gallert, sein Stellvertreter Michael Harig als auch Peter G. selbst zu den Vorwürfen Stellung.

Demnach sei bereits im vergangenen Jahr der Kreissparkasse Material darüber zugegangen, dass Peter G. Mitglied der Universalen Kirche ist und dass selbige als rassistisch und antisemitisch zu bewerten sei. In einer von ihm geforderten Stellungnahme hatte G. vor Jahresfrist zwar die Mitgliedschaft eingeräumt, jedoch gleichzeitig erklärt, dass er sich von diesen Vorwürfen distanziere. Denn die Anschuldigungen bezogen sich keineswegs auf Äußerungen Peter G.s, sondern auf Aussagen des Kirchenobersten, die wiederum teilweise nur Zitate seien. Entnommen wurden die Äußerungen jedenfalls internen Schriften der Universalen Kirche aus den Jahren 1991 und 1995.

Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bautzener Kreissparkasse und damit Dienstherr von G. hatte Gallert bereits 1997 Erkundigungen beim Sektenbeauftragten des Sächsischen Landtages eingeholt. Gegen die Universale Kirche, die in Dresden als eingetragener Verein ansässig sei und derzeit gerademal 16 Mitglieder in ganz Sachsen habe, lag bis dato nichts vor. So war für den Bautzener Landrat nach seinen eigenen Worten die Sache erledigt.

Die Situation verschärfte sich dieser Tage durch das Urteil eines Stuttgarter Gerichtes, wonach die Universale Kirche auch weiterhin als antisemitisch und rassistisch bezeichnet werden dürfe. Lange Rede kurzer Sinn: Die ganze Angelegenheit wurde nicht zuletzt durch die beiden TV-Magazine derart hochgekocht, dass sich inzwischen die Anfragen nach personellen Konsequenzen häufen. Beim Pressegespräch am Montag erklärte Landrat Horst Gallert in seiner Stellungnahme klipp und klar, dass er derzeit keinen Handlungsbedarf sieht. Sollte die Universale Kirche aufgrund eingehender Untersuchungen von Staats wegen verboten werden, so werde man im Landkreis umgehend handeln. Vom Finanzministerium sei die Oberste Sparkassenbehörde angewiesen, zu überprüfen, ob bei der Kreissparkasse Bautzen alles mit rechten Dingen zugehe. Grundlage dafür war die Behauptung in besagten TV-Magazinen, dass die Universale Kirche Konten beim Kommunalen Kreditinstitut in Bautzen unterhalte. Nach Aussage von Gallert und G. sei dies nicht der Fall, die Privatkonten dreier Mitglieder seien inzwischen aufgelöst worden, um „Zeichen zu setzen".

Peter G. kündigte inzwischen an, dass er Schritte gegen diese Rufmordkampagne unternehmen werde. Er bezieht sich dabei auf das in Verfassung und Grundgesetz garantierte Recht auf Religionsfreiheit, im übrigen habe er seine religiöse Überzeugung grundsätzlich von seinem beruflichen Einsatz für die Kreissparkasse Bautzen getrennt. Er habe weder Kunden noch Mitarbeiter oder sonst jemandem zu Fragen der Universalen Kirche agitiert.

Es wird einige Mühe kosten, tatsächlich Licht ins Dunkel des Geschehens zu bringen. Bleibt die Frage, wieso die Mitgliedschaft Peter G.s in der Universalen Kirche gerade jetzt zum Stein des Anstoßes wurde, wo doch die heftig umstrittenen Äußerungen, die gar nicht seine eigenen waren, bereits einige Jahre zurückliegen. Trotz vehementen Widerspruch von Landrat Gallert konnte auf der Pressekonferenz der Verdacht nicht völlig ausgeräumt werden, dass dies möglicherweise im Zusammenhang mit der geplanten Sachsen Holding steht. Der Vorstand der wirtschaftlich durchaus erfolgreichen Bautzener Kreissparkasse Peter G. war zuvor mehrfach als konsequenter Gegner dieses Vorhabens öffentlich in Aktion getreten.

 


Anmerkung: Der in den Berichten erwähnte Herr Peter G. hat 2002 seinen Posten als Vorstandsvorsitzender aufgegeben und sich aus der Sparkasse zurückgezogen, um sich stärker in seine "Kirche" einzubringen. (Bericht in der Sächsischen Zeitung, Lokalteil Bautzen, 18.3.2002).